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- Wolfgang Nickel. "Poesie in Glas". Laudatio 2015
Was aber tut das Kunstwerk von Wolfgang Nickel? Es setzt das Gedicht nicht vor das Bild eines Bahndammes, auf dem das Kräutchen steht, macht auch keinen Menschen daraus, für den das Kräutchen ja offenbar steht („mit Augen, Herz und Ohren“), sondern er setzt das Gedicht vor das Bild eines Dampfers. Die Kunst, heißt das, kann uns Teile dessen ersetzen, was unsere Lebensumstände uns vorenthalten mögen. Arm Kräutchen von Wolfgang Nickel liefert nicht nur mehr als eine kurzschlüssige Illustration des Ringelnatz-Gedichtes, läßt nicht nur bildkünstlerische und sprachliche Ebene einander durchdringen, sondern wirkt aus dem Werk heraus auf die Lebenserfahrung des Betrachters.
- Wolfgang Nickel. Lustgärten. Textbeitrag zum Bildband 2017
Wolfgang Nickel überläßt keine seiner Darstellungen jener obszönen Eindeutigkeit, die den Shunga-Zeichnungen eignet. In seinen „Lustgärten“ gibt er den Figuren die Verhüllung in der Zurschaustellung körperlicher Liebe zurück und schafft damit ebenjenes verbergende Zeigen, dessen Paradoxalität unabdingbar zum Wesen der Erotik gehört. In ihren Lichtspielen, im gegenseitigen Klären und Verklären der Bildgehalte bringen nicht nur die dargestellten Inhalte der „Lustgärten“, sondern die Glasarbeiten selbst auch formal ebenjenes Flirren hervor, dessen erotische Spannung die Blicke Liebender füreinander erkennbar macht.
- "Wolfgang Nickel. Kostbarkeiten aus Glas". Flyertext 2017
Groß sind die Geheimnisse um die Glasverschmelzung und Glasverformung, um Glasmalerei und vitrale Bildgestaltung. Die Sichtbarmachung des Unsichtbaren – des Lichtes durch seine Brechung in Farben, des Glases durch die Reflexionen in seiner Verformung – entfaltet eine spirituelle Kraft, die seit dem Mittelalter vor allem den sakralen Raum erfüllt. Längst hat sich Wolfgang Nickel – und zwar ganz unabhängig von der kunsthandwerklichen Tradition im Thüringer Wald – mit seinen Kunstwerken aus Glas international einen Namen gemacht. Davon zeugt nicht nur die Auswahl seiner Arbeiten für die documenta 13 in Kassel, sondern auch seine Ausstellung in Chartres, einem Zentrum der Förderung zeitgenössischer Glaskunst.
- "Wolfgang Nickel. Kostbarkeiten aus Glas" Laudatio Thüringer Landtag 2017
Aber wir alle lagen falsch: Was, hatte sich Wolfgang Nickel nämlich gefragt, was ist für den Betenden das Wichtigste in dieser Kapelle? Das ist nicht die Maßwerkrosette, sondern das Allerheiligste. Also durchdringt der Lichtstrahl, den die hellgelbe Glasfläche des Fensters symbolisiert, alles Mauerwerk und zieht von oben direkt auf den Tabernakel hinab beziehungsweise von diesem hinauf in den Himmel. Diese Erläuterung hat mich beeindruckt – wie hier ein protestantischer Künstler katholische Theologie zur Anschauung bringt. Das muß man erstmal intellektuell leisten und dann noch künstlerisch umsetzen können.
- Wolfgang Nickel. Lustgärten. Laudatio Inselgalerie Meiningen 2018
Man kann die Serie in zweierlei Hinsicht unter dem Begriffspaar „Form und Inhalt“ betrachten. „Lustgärten“ ist die Schau benannt, und in der Tat bildeten ein echter Lustgarten und die Grundrisse weiterer Gärten und Schloßhöfe mit ihren formalen Aspekten (Symmetrie) den Ausgangspunkt für diese Serie. Was sich in der Form „Lustgarten“ aber für Lebens-Inhalte abspielten, das zeigt der zweite Arbeitsabschnitt mit den erotischen Glasmalereien. Form und Inhalt also. Wie die formale Gestaltung ebendieser erotischen Szenen in Glas wiederum das Wesen der Erotik selber einzufangen imstande ist, wie also hier noch einmal die Form den Inhalt der Darstellung widerspiegeln kann, werde ich im Verlauf meiner Ausführungen ebenfalls unter die Lupe nehmen.
- Wolfgang Nickel. Katalogbeitrag zur Ausstellung in der Galerie ADA Meiningen 2018
Die Farben begegnen uns im Werk von Wolfgang Nickel gleich im doppelten Sinne: zum einen als die Farben der verwendeten Pigmente (die ihre Farbigkeit im Brennvorgang verändern). Zum andern als die sich fortwährend wandelnden Farben, die Goethe in pantheistischer Euphorie als „Taten und Leiden des Lichts“ beschrieben hat: als die nur scheinbaren Verfärbungen also, die einem sich ändernden Lichteinfall geschuldet sind, wenn wir uns vor dem Bild bewegen. Und das Licht selber setzt Wolfgang Nickel in Szene, indem er sich den Brechungskoeffizienten des Glases zunutze macht. Ein knappes Vierteljahrhundert des Experimentierens und Schaffens liegen da mittlerweile hinter ihm.
- Wolfgang Nickel. Renaissance. Sonderausstellung im Schloß Schmaldkalden Flyertext 2019
Der neue Kontext besteht in der Verbindung mehrerer künstlerischer Techniken, die Nickel beherrscht: Die Handzeichnungen werden nämlich mit der Glaskunst verbunden, indem sie hinter großen, mit Blattsilber oder Golddruck bearbeiteten Glasscheiben erscheinen. Neben einer Markierung der Wertigkeit, die mit der Rahmung durch Gold und Silber einhergeht, leistet Nickels Fortentwicklung seiner Vorbilder ein übriges: Wer die Zeichnung betrachtet, spiegelt sich zugleich in ihrem Rahmen.
- Reflexion der kulturellen Identität. Katalogbeitrag zur Renaissance-Reihe Wolfgang Nickels 2019
Wie schemenhaft auch immer, vollzieht ein Silbergrund des Passepartouts die Einbeziehung des Betrachters ins Bild. Angesichts der historischen Vor-Bilder scheint so neben der Reflexion des Betrachters die mögliche Selbstreflexion der eigenen kulturellen Identität auf. Einer kulturellen Identität, die schon in der Renaissance, ja: im Mittelalter längst die Ländergrenzen überschritten hatte und die in Nickels Werk – im Konterfei der Schwedin Thunberg, der Amerikanerin Obama und des Arabers Khashoggi – zur Identität des selbstbewußten, aufgeklärten und freien Individuums wird.
- Wolfgang Nickel. Renaissance. Laudatio 2019
Der im eigentlichen Sinne künstlerische Zugriff auf Thema und Technik – Portrait und Zeichnung – aber zeigt sich, wenn Wolfgang Nickel nur die Kleidung aus alten Werken in seinen Abbildungen zitiert und in die Kragen neue Köpfe setzt – der erste Kunstkniff: So begegnen wir in der Ausstellung einem bekannten Konterfei Martin Luthers – doch im hochgeschlagenen Revers sitzt der Kopf des schwarzen Bürgerrechtlers und Baptistenpredigers Martin Luther King.
- Wolfgang Nickel. Wiedergeburt der Renaissance. Zeitschriftenbeitrag 2020
Unter dem Titel „Wiedergeburt der Renaissance“ reflektiert eine Ausstellung nun das Bild des Menschen, um dessen Neuformulierung die Epoche der Renaissance rang. Neben den in Glas verschmolzenen figürlichen und ornamentalen Anlehnungen an die Zeit der Renaissance auf den knapp halbmetergroßen Stand-Medaillons finden sich in der Exposition klassische Zeichnungen auf Papier, deren für sich genommen traditionelle Anmutung Nickel durch Passepartouts aus bemaltem und metallhinterlegtem Glas verfremdet. So bindet Nickel die künstlerischen Mittel wie die bildlichen Inhalte an den Herzschlag der Renaissance: Bewahrung und Wiedergewinn.
- Wolfgang Nickel - Wiedergeburt der Renaissance. Magazinbeitrag 2020
In der Sichtbarmachung des Lichtes durch seine Brechung in Farben, in der Sichtbarmachung des Glases durch die Reflexionen in seiner Verformung betreibt er die Sichtbarmachung des Unsichtbaren. In den schillernden Überlagerungen teiltransparenter Schichten tritt in den sich immer wieder entziehenden Formen das Wesen der Schönheit hervor.
- Nickel. Märchen in Glas. Laudatio 2021
Denn „Märchen in Glas“ könnte alles meinen. Längst – und das geht tatsächlich mindestens bis in die Goethezeit zurück – längst ist der Begriff Märchen oder das Märchenhafte zur Chiffre geworden für alles Phantastische und Phantasievolle, Willkürliche und Traumhafte, sogar für Geflunker oder eben einfach für das Schöne. In Wolfgang Nickels neuesten Arbeiten aber geht es tatsächlich um die Umsetzung inhaltlicher Aspekte bekannter Zaubermärchen in Glasarbeiten.
- Wolfgang Nickel. Märchen in Glas. Vortrag im Rahmen der Ausstellung 2021
Das Aussehen dieser Skulptur jedenfalls ist verantwortlich dafür, daß ich Wolfgang Nickel immer wieder zu dem Versuch angestachelt habe, das Wesentliche der Figur im Bild einzufangen, nämlich den Prozeß ihrer Verjüngung. Ein erstes Bild – ich denke, weitere werden folgen – ist „Die Verjüngung“, das das Gesicht der Regentrude tatsächlich in Verwandlung zeigt, mit zwei unterschiedlichen Gesichtshälften. Daneben hat Wolfgang Nickel mit dem Bild „die Regenmacherin“ das Fließende als das Element der Regentrude eingefangen. Das Gesicht ist nur zu ahnen, nicht wirklich dingfest zu machen in den fließenden Bewegungen, aus denen es scheinbar in jedem Moment neu entsteht.
- Wolfgang Nickel - Märchen in Glas. Zeitschriftenrezension 2022
Manipulierte Zitate wie das „Warum hast du so schöne – statt: große – Augen?“, schreiten das Potential der Figuren deutlich weiter aus, als wir es gewohnt sind und macht tiefere Bedeutungsschichten der Märchenhandlung in den Bildern selbst lesbar. Daß zu Dornröschens Spinnrad die Textzeile „Und der Wind legte sich“ in ornamentaler Reihung erscheint, lenkt unseren Blick eindringlich auf die kosmische Dimension, die hier dem Todesschlaf eignet.
- Der gläserne Pantoffel. Wolfgang Nickel - Märchen in Glas. Flyertext 2021
Nach seiner Grafikserie zu den Kunstmärchen Ludwig Bechsteins aus den Jahren 1987-2011 hat sich Wolfgang Nickel nun erneut dem Märchenthema zugewandt. Auf Anregung und in enger Abstimmung mit der Weimarer Literatur- und Kunstwissenschaftlerin Dr. Cornelie Becker-Lamers schuf er 2021 Serien zu den Kernmotiven sowohl der beliebtesten Zaubermärchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm als auch zu Motiven aus Theodor Storms in Heiligenstadt entstandener Erzählung „Die Regentrude“ (1864).