Die Regentrude im Kontext von Theodor Storms Märchenschaffen

Vortrag im Rahmen der Ausstellung "Der gläserne Pantoffel. Wolfgang Nickel. Märchen in Glas"

Literaturmuseum Theodor Storm, Heilbad Heiligenstadt, Mittwoch, 1. Dezember 2021, 19.30 Uhr

Sehr geehrter Dr. Haut, sehr geehrte Frau Pokrytus, lieber Wolfgang Nickel, sehr geehrte Damen und Herren,

im Fokus des Ausstellungsvorhabens von "Märchen in Glas", das Wolfgang Nickel und ich vor etwa vier Jahren gemeinsam zu planen begannen, standen ursprünglich nur die Zaubermärchen der Gebrüder Grimm - also sogenannte Volksmärchen, die Jacob und Wilhelm Grimm neben ihrer Tätigkeit als Mythensammler und Lexikonredakteure aufschrieben und 1812 unter dem Titel "Kinder- und Hausmärchen" erstmals herausgaben. Da aber recht bald klar wurde, daß die erste Station unserer Ausstellung hier im Literaturmuseum Theodor Storm Heiligenstadt sein würde, wandten wir uns auch den Kunstmärchen des berühmten norddeutschen Schriftstellers zu, der in Heiligenstadt gemeinsam mit seiner Familie acht Jahre seines Lebens verbracht hat.

Mein folgender Vortrag widmet sich hauptsächlich Storms Ende 1863 in Heiligenstadt entstandenem Kunstmärchens "Die Regentrude" und wird folgendermaßen aufgebaut sein: In aller Kürze wird Storms Novellen- und Märchenschaffen im Kontext seiner Biographie vorgestellt. Um jedoch Kunstmärchen allgemein einordnen zu können, widmet sich ein nachfolgender Teil einige Minuten lang der Geschichte der Märchensammlungen und ihrer wichtigsten Bücher und macht mit der Diskussion um Volks- und Kunstmärchen bekannt. Mit dem Namen Friedrich Wilhelm Hackländers kommen wir zur direkten Anregung für die "Regentrude" und damit zum eigentlichen Thema des Vortrags. Dabei möchte ich zeigen, wie die Figurencharakteristik der Erzählung aufgebaut ist, wo es Anleihen bei den Grimmschen Märchen gibt, wie aber auch die Märchenatmosphäre stellenweise gestört wird, was an der "Regentrude" novellistisch und was märchenhaft ist und vor allem, wo die märchentypische "gerechte Strafe" gegen den ganz Bösen der Geschichte durchexerziert wird - und was das für Probleme mit sich bringt. Ich werde nicht eine Zusammenfassung des Märchens mit anschließender Deutung vorstellen, sondern eher im Prozeß eines Close-Reading immer wieder Hintergrundinformationen, Deutungen, aber auch bleibende Fragen an den Text einstreuen.

[...]

Die konkreten Forschungsinhalte des Vortrags finden Eingan in ein Katalogbuch, das Wolfgang Nickel und ich derzeit vorbereiten. Daher soll an dieser Stelle nicht der gesamte Vortrag publiziert werden.

Über das Erscheinen des Buches werde ich rechtzeitig informieren.

Dr. Cornelie Becker-Lamers, Weimar