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Es wurden 10 Seiten zu „Kregel“ gefunden.
- „Timm Kregel – Die Buchen von Belvedere“. Laudatio Weimar 2008
Die Arbeiten Timm Kregels thematisieren den Ausgleich: Den Ausgleich zweier dualisitischer Elemente untereinander wie auch den Ausgleich des unvollkommenen Dualismus mit der trinitarischen Perfektion. Wie zwei Waagschalen treten uns die Wölbungen der Linster-Serie entgegen: Zwei Waagschalen, die, auf gleicher Höhe ausbalanciert, wie im Gleichgewicht schweben. Wie struppig die mit der Kettensäge gefertigten Skulpturen Timm Kregels uns auch im Einzelnen begegnen mögen – hinter ihrer rauen Fassade verbergen sie einen guten Kern: Ihr Streben nach Ausgleich, Gerechtigkeit und Harmonie.
- „Timm Kregel - Buchen in Belvedere“. Laudatio Orangerie Belvedere 2008
Ovid führt die Naturphänomene auf die Handlungen der Menschen und Götter zurück. Anders Timm Kregel. Seine Metamorphosen zeigen den Ursprung der Kunst in den Phänomenen der uns umgebenden Natur. Mit seinen Verwandlungen sind wir wieder bei der eingangs erwähnten gegenseitigen Abhängigkeit von Natur und Kunst angelangt: In ihrer Rückkehr nach Belvedere verweisen die Skulpturen auf ihren Ursprung in der Natur – die im Schloßpark Belvedere selbstverständlich auch bereits schon wieder kulturell überformt ist. Wir geraten hier in einen ständigen Umschlag vom einen ins andere – das bekommt man selten so klar zu greifen.
- "Timm Kregel. Arconawege" Laudatio Weimar 2011
Aber auch hier treffen wir nicht etwa auf Schiffe, die tatsächlich aussehen wie die Cap Arcona – moderne Schiffe, schwimmende Hotels, Dampfer, Containerschiffe oder was auch immer. Nein, wieder weist uns Timm Kregel auf die archaischen Formen seines Motivs – in diesem Fall also des Schiffes – hin, die Formen des Kanus, des Einbaums, der Barke, die von der ursprünglichen Nutzung des Bootes künden: Nahrungsbeschaffung und Totenkult.
- Skulptur . Weimar . 2011. Beate Debus - Timm Kregel. Rede Dorotheenhof
Ohnehin kann das Werk trotz seines programmatisch wirkenden Titels nicht einfach auf eine Darstellung des Erdkreises festgelegt und reduziert werden. Der Titel wurde dem fertigen Werk nachträglich gegeben, und so stecken denn auch weitere Bedeutungen in seiner Form: Es sind beispielsweise nicht neun konzentrische Kreise, die die Scheibe strukturieren, sondern sieben. Eine heilige Zahl natürlich auch das, aber eben eine Zahl, die sich der einfachen Gleichung konzentrische Kreise = Breitengrade des Globus widersetzt. Im Verein mit den wie Speichen angeordneten zentrifugalen Linien verweist die Sieben als Glückszahl vielmehr auf das große, sich immer weiter drehende Rad der wankelmütigen Göttin Fortuna.
- Skulptur . Weimar . 2011. Beate Debus - Timm Kregel. Flyer
Wie hat Kregels Kunst sich seither gewandelt! Von der Holzbearbeitung wechselte er zum Aluminiumguss, und selbst wo Werke scheinbar ihre Gestalt behalten, werden sie auf diesem Wege doch zu etwas völlig Neuem. So ist das Vorbild zu „orbis terrae“ die aus verschiedenen Hölzern aufgebaute, fast zehn Jahre alte Arbeit „Godzos Weg“. Erschöpfte sich „Godzos Weg“ aber in der Balance von stabiler Statik und fragilem Aufbau, wird „orbis terrae“ – der Titel sagt es – zum Bild der ganzen Welt.
- Timm Kregel. Laudatio in der Thüringenvertretung Berlin 2011
Wir haben hier die bewusst uralte Wissenstraditionen abrufende Darstellung der vier Elemente und der vier Himmelsrichtungen, die eine aktuelle Auflistung von Aktienkursen in der Tagespresse überlagert und überdeckt. Die uralte Weisheit setzt sich – und sei es nur in diesem einen Werk – gegen die Schnellebigkeit postmoderner Cleverness durch. Welch beruhigende Botschaft! Und wie passend in das Werk Timm Kregels, das in all seinen Variationen mit seiner von der Jury ausgezeichneten „Beharrlichkeit“ immer wieder eines umkreist: nämlich die in den Gegenständen unseres Alltags so häufig überlagerten, aber doch so wesentlichen archaischen Grundlagen einer Kultur des Menschen.
- Timm Kregel. Die Gabe der Landschaft. Flyer
Hat der Künstler selbst die besondere Gabe zur Landschaft – oder empfängt der Künstler von ihr? Sicherlich sowohl als auch, doch ist der Titel tatsächlich vom Erlebnis einer schenkenden Landschaft inspiriert: von der überwältigenden Präsenz der Natur, als Timm Kregel in den Jahren 2000-2001 die Wandmalereien am Römischen Haus im Weimarer Park an der Ilm rekonstruierte. Die Bearbeitung der „Buchen in Belvedere“, die er wiederum direkt im Belvederer Park vornahm, und die folgende Ausstellung in der dortigen Orangerie ermöglichten eine Verschränkung von Kunst und Natur, die das Wesen von Kregels Werk besonders prägnant hervortreten ließ.
- Timm Kregel. Die Gabe der Landschaft. Laudatio Sondershausen 2014
Sicher aber ist, daß die Landschaft tatsächlich einen prägenden Einfluß auf das Kunstschaffen von Timm Kregel besitzt. Und da kann man schon wieder einhaken und sagen: Kunstschaffen ist eigentlich schon falsch. Denn was Timm Kregel der Natur vor allem abzulauschen scheint, ist die Fähigkeit, Dinge oder Wesen wachsen zu lassen. Das Entstehen-Lassen, das Werden-Lassen und Sein-Lassen ist eine Gabe – eine der Gaben der Landschaft – die den Künstler Timm Kregel auszeichnet.
- Die Gabe der Landschaft. Wachstum und Wandel im Werk Timm Kregels. Katalogtext 2014
Eine Ausnahme – oder den Anfang einer neuen Entwicklung – bildet auch Das Gewand. Man erkennt es sofort. Mit Das Gewand, einem Aluminiumguß aus dem Jahr 2013, bildet Timm Kregel nämlich erstmals einen konkreten Gegenstand nach: den im Trierer Dom aufbewahrten Heiligen Rock, der als letztes Kleidungsstück Christi von Katholiken in Ehren gehalten wird. Im Kontext seines Œuvres macht Kregel den der Legende nach im 4. Jahrhundert von der Hl. Helena aufgefundenen Rock als Urtypus und archaische Grundform kenntlich: Grundform des Gewandes, Urtyp der Reliquie.
- Timm Kregel. Die Gabe der Landschaft. Laudatio Bad Wildungen 2014
Anders scheint mir die Lage in jüngeren Skulpturen wie „Verbunden“ I-III (hier im Wandelgang). Sie weisen einen vielversprechenden Weg, finden wir hier doch, in Werken, die übrigens erstmals Metall und Holz in einer einzigen Skulptur zusammenführen, nicht mehr nur die Vieldeutigkeit einer Form – noch Natur oder schon Kultur? Die Thematik von natürlichem Vorbild und kulturellem Abbild ist hier ins Zentrum der künstlerischen Arbeit gerückt, der Umschlag von Naturform in Kulturform tritt in der Werkaussage hier klar in den Vordergrund.