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Es wurden 17 Seiten zu „Debus“ gefunden.
- "Beate Debus. Kopf" Laudatio Weimar 2011
Beate Debus sucht etwas anderes. Sie will in der Darstellung des Allgemein-Menschlichen bleiben. Ihre Kunst soll die Bewegungen des Geistes ebenso raumgreifend sichtbar machen, wie dies bei den Bewegungen der übrigen Körperteile möglich ist. So kommt es zu der Idee der ellipsoiden Wölbungen, aus denen der Stirnbereich der Köpfe wie zusammengesetzt erscheint. Ein Gedanke oder ein Impuls scheint nach außen zu drängen und die Grenzen des Körpers zu verschieben.
- Skulptur . Weimar . 2011. Beate Debus - Timm Kregel. Rede Dorotheenhof
Die Färbungen also machen das sichtbar, was in der Literatur zu Beate Debus immer mit Begriffen wie „Dualität“ oder „Polarität“ beschrieben wird. Meist durch die Einfärbung, aber auch durch ein Gegeneinander von glatter und rauer Oberfläche, von Rasterung und geschliffenen Teilen wird diese Dualität markiert. Das Ineinandergreifen und Aufeinander-Angewiesen-Sein von Haltgebendem und Fortstrebendem, von Erdgebundenem und Raumeroberndem, der Balanceakt von Identität und Veränderung, von Eigenem und Anderem wird hier im Kräftemessen der Bildhauerin mit den Naturgesetzen der Schwerkraft und der Materialbeschaffenheit mit jedem Werk neu ausgelotet.
- Skulptur . Weimar . 2011. Beate Debus und Timm Kregel. Flyer
Der menschliche Raum – der physikalische Raum unseres Körpers und seiner Bewegungen wie der spirituelle Raum unserer Seele – bleibt gleichwohl das bestimmende Thema in Beate Debus’ Kunst. So verweisen denn auch Werktitel wie „Aushalten“, „Rückschreiten“ oder der „Tanz“ auf eine der Beobachtung menschlicher Lebensvollzüge entspringende künstlerische Motivation. Die Gestaltung der Skulpturen aber verschiebt sich immer weiter vom Mimetischen weg – hin zu einer Reflexion der Grundlagen körperlicher wie seelischer Regungen.
- "Beate Debus. Corpus" Laudatio Berlin 2012
Hier nun ist der Punkt, an der wir die Betrachtung der Kunstwerke allein vor dem Hintergrund der Werkentwicklung von Beate Debus verlassen und einen Blick in die Kunstgeschichte werfen müssen. Und da steht ikonographisch hinter dem leidenden Körper immer auch die Darstellung des Corpus Christi.
- Raum und Bewegung im Werk von Beate Debus. Katalogtext 2013
Vielleicht ist tatsächlich der freie Raum, die Öffnung das Wesentliche in den Werken von Beate Debus. Der freie Raum als Voraussetzung von Bewegung; der freie Raum, der es möglich macht, Abstand zu halten oder aufeinander zuzugehen. Die Öffnung, die in den jüngsten Werken einem Kreuz Raum verschafft, das ikonographisch über Jahrhunderte hinweg als Sinnbild für die paradoxale Ambivalenz erlösenden Leidens steht.
- Neue . Skulptur . Weimar . 2014 . Debus . Eißner . Feindt Eißner . Rede Kulturbahnhof
Häufig hält Beate Debus die Idee zu einer neuen Skulptur – ob Kopf oder Körper – in einer Zeichnung fest und bringt schon hier die Mehrfarbigkeit ein, die dem Betrachter ermöglicht, die verschiedenen Teile der Skulptur zuzuordnen. Ich sage Mehrfarbigkeit, denn in den geöffneten Körpern tritt neben das Weiß und das Schwarz auch das Rot, das auf Blut und Verletzlichkeit verweist. Die Doppelfiguren aber sind stets in schwarz-weiß gehalten und machen so die Gliederung und Zugehörigkeiten der verschlungenen Körperteile nachvollziehbar.
- Neue . Skulptur . Weimar . 2014 . Debus . Eißner . Feindt Eißner . Flyer
In ihrer Kunst geht Beate Debus vom Bewegungsraum und den Bewegungsmustern des menschlichen Körpers aus, jedoch sind die Skulpturen vollständig vom Figürlichen abstrahiert. Die beiden ausgestellten Werke, „gegenläufiger Tanz“ und „exzentrischer Tanz“, zeigen besonders gut, wie Debus‘ Kunst die Grundlagen körperlicher wie seelischer Regungen reflektiert: Freiraum und Balance, Schwäche und Standhaftigkeit, Stütze und Erdung, Kleinmut und Überspannung werden als fundamentale Dichotomien in den Energiepotentialen des Menschen greifbar – in der Form, aber auch in der dualistisch kontrastierenden Farbgebung der Paarskulpturen.
- "Beate Debus. Skulptur - Relief - Zeichnung" Laudatio Galerie Profil 2014
Die heutige Ausstellung gibt einen breiten Überblick über die verschiedenen Schwerpunktsetzungen in Beate Debus‘ Schaffen – Schwerpunktsetzungen im Rahmen ihres gleichbleibenden künstlerischen Interesses am Menschen und der Darstellbarkeit menschlicher Bewegung in all ihren Ausprägungen: äußerer Bewegung, innerer Bewegung, spielerischer Bewegung, ernsthaftem Aufbegehren, Bewegung innerhalb eines Leibes oder aber aufeinander bezogener Bewegung zweier Körper, die zueinander hin oder voneinander fort streben, Balanceakte zwischen Schutz und Bewegungsfreiheit, Standhaftigkeit und Schwäche, zwischen Kleinmut und Übermut, Beharrlichkeit und Aufbruch, Gleichmut und Exaltiertheit.
- Mit der Wachheit der Sinne - aus der Tiefe der Stille. Laudatio Eisenach 2016
Wenn Beate Debus in einem ganzen Werkzyklus immer wieder das Thema zweier Körper im Raum bildkünstlerisch reflektiert, erschließt sich das Wechselspiel von stützen und schweben, tragen und getragensein, festhalten und freigeben ohne sprachliche Erläuterung. Auf unnachahmliche Weise wird hier das Typische der Bewegung in einer Figurenkonstellation so herausgearbeitet, daß das Wesentliche daran sichtbar wird und übertragbar wird – die Skulpturen spiegeln häufig nicht nur die körperliche Bewegung im Raum, sondern darüber hinaus die psychische Interaktion zweier Charaktere, das gegenseitige Aufeinanderangewiesensein polarer charakterlicher Dispositionen – Halt geben, Halt brauchen. Der Tanz zweier Körper im Raum wird zur Chiffre psychischer Vorgänge, was im Werk von Beate Debus denn auch ganz schlüssig dazu führte, daß ein umfangreicher Werkzyklus zum Thema Kopf entstand – Bewegung im Kopf wird als Ausgangspunkt und Steuerung der Bewegung der Körper sichtbar und nachvollziehbar gemacht – sowie anschließend ein großer Werkzyklus zum Thema des geöffneten Körpers.
- Mit der Wachheit der Sinne - der Film
- Mit der Wachheit der Sinne - aus der Tiefe der Stille. Laudatio Klaffenbach 2018
Daß der Ursprung dieser körperlichen Dispositive in charakterlichen Eigenheiten und individuellen psychischen Vorgängen liegt, ja, daß die widerstreitenden Kräfte auch in einem einzigen Menschen gegeneinander arbeiten können, hat vor etwa zehn Jahren einen weiteren großen Werkzyklus von Beate Debus angestoßen. Er umkreist das Thema Kopf. Rundgewölbte Stirnen, farblich maskenhaft abgesetzte Augenpartien oder verschobene Gesichtszüge verweisen auf die innere Erregung, die der Ursprung äußerlich wahrnehmbarer Aktivität ist. In der Überzeichnung mimischer Vorgänge schaffen die Werke den Spagat zwischen höchst individueller Form und überindividueller, typisierender Gestaltung.
- Mit der Wachheit der Sinne - aus der Tiefe der Stille. Laudatio Bad Wildungen 2018
Wer nach dem Ursprung des Sichtbaren sucht, gelangt zum Nicht-Sichtbaren. Das lehren uns die Künstler der Renaissance, die zur realistischen Darstellung von Bewegung die Körper sezierten, um die Muskelverläufe und die Anatomie des Menschen zu studieren. Wer nach dem Ursprung des Denkens sucht, gelangt zum Nicht-Denken. Das lehrt uns die Psychoanalyse, die zum Verständnis unseres Bewußtseins das Unbewußte postuliert und Träume deutet. Ins Werk von Beate Debus fließen all diese Erkenntnisse ein: Um das Sichtbare verständlich zu machen, visualisiert sie für uns das Verborgene, das Nichtgedachte und das Undenkbare.
- Mir der Wachheit der Sinne - aus der Tiefe der Stille. Katalogbeitrag 2018
In jedem Fall balancieren in diesen Skulpturen – oder ihren zweidimensionalen Entsprechungen, den Vorarbeiten in Graphik und Prägedruck – polare Kräfte einander aus. Das Thema dieses gesamten Werkzyklus, der die Künstlerin seit über einem Jahrzehnt beschäftigt, ist die Bewegung im Raum, die verschiedene Dispositive sozialer Koexistenz sichtbar macht. Ausstellungen, in denen ein Mensch die Skulpturen tanzt oder eine der Arbeiten punktuell nachstellt, zeigen, wie genau das Typische eines Bewegungsmusters in den „Tänzen“ von Beate Debus herausgearbeitet ist – und daß die Skulpturen Momentaufnahmen einer weiterfließenden Bewegung darstellen.
- Neue . Skulptur . Weimar . 2018 . Beate Debus und Thomas Röthel. Flyer
Anders als, wie gerade beschrieben, bei Thomas Röthel, geschehen die Vorarbeiten bei Beate Debus nicht als kleinere Plastik, sondern als Graphiken und Prägedrucke auf Papier. Die Werke, die parallel zur „Neuen . Skulptur . Weimar“ in der Galerie Profil gezeigt werden, gehören im Fall von Beate Debus also weit enger zum gedanklichen Umfeld ihrer monumentalen Skulpturen im Stadtgebiet. Hier, in der Zweidimensionalität der räumlichen Zeichnung, wird vorgedacht, was dann als Skulptur entstehen kann.
- Beate Debus. Thomas Röthel - Skulptur und Grafik. Laudatio Weimar 2018
Auf ihrer homepage macht Beate Debus am Beispiel des Werkes „Fängt den Raum“ den Studien- und Vorbildcharakter der – in diesem Fall – Kohlezeichnung für die Holzskulptur deutlich, indem sie Abbildungen der Zeichnung und der Skulptur direkt nebeneinanderstellt. Mit einem Aufruf werden beide Werke zugleich sichtbar – das ist sehr erhellend, wenn man sich für die Arbeitsweise und die Entstehung dieser Skulpturen interessiert. Die verschiedenen zweidimensionalen Werke gehen dabei natürlich nicht allein in ihrem Inhalt und in ihrem Studiencharakter auf.
- Neue . Skulptur . Weimar . 2018 . Beate Debus und Thomas Röthel. Laudatio Holzdorf
So un-heimlich im doppelten Sinne des Wortes treten uns die Verformungen in den Werken der „Köpfe“-Reihe von Beate Debus gegenüber. Un-heimlich im Sinne von nicht verborgen – aber auch nicht geheuer. In geöffneten Schädelräumen und verschobenen Augenpartien, die unseren Blick gespenstischerweise gleichwohl zu erwidern scheinen, treiben diese Kunstwerke die künstlerische Öffnung des Schädels in ungeahnter Weise weiter voran. In entstellten Formen und segmentierten, ja sezierten Gesichtshälften wird die innere Erregung, die der Ursprung unserer äußeren Bewegungen ist, für uns nach außen gekehrt.
- Beate Debus. Daseinsformen. Laudatio Schmalkalden 2018
Die Standfestigkeit, die Stabilität der Skulptur scheint mir dabei der Prüfstein zu sein, an dem die Wahrhaftigkeit des Kunstwerks sich erweisen muß. Es gibt aus dem Jahr 2007 eine Skulptur, die heißt „Aushalten“ und zeigt in schwarz eine kniende Beinpartie, vielleicht noch abgestützte Arme, und einen langen langen weißen Rumpf. Das ist Aushalten. Und das, meine Damen und Herren, das ist übrigens Kunst. Daß Ihnen nicht jemand ein Schildchen schreibt: „Der Mensch hält viel aus“, sondern daß Sie einer Skulptur gegenüberstehen, bei der sie hinlaufen und zur Unterstützung unterfassen möchten, weil Sie denken: Das kann doch nicht gut gehen. Aber es geht – der Mensch hält Vieles aus. Aushalten ist genau das: bis an die Schmerzgrenze und darüber hinaus. Das ist Kunst: Keine fremden Einsichten, sondern Erkenntnisse aus erster Hand, die Sie angesichts des Kunstwerks selber gewinnen durch die unmittelbare Evidenz dessen, was hier gesagt werden soll.