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Es wurden 4 Seiten zu „Bohlen“ gefunden.

  • Kamelie & Skulptur. Pflanzenschau mit Plastiken von Sylvia Bohlen. Laudatio Weimar 2011

    Seine Augen sind kaum geöffnet. Dennoch wirkt er aufmerksam. Sein Kopf ist leicht zur Seite geneigt, was die Spur von Aufmerksamkeit verstärkt, ja ihm sogar den Ausdruck eines Fragenden verleiht. Er ist abwartend und defensiv. Er wirkt zerbrechlich und zart – und zugleich unverwüstlich und stabil. Selbstbewusst ist er auf eine ruhige und zurückhaltende, dafür aber um so bestimmtere Art: Aufbrausende Reaktionen oder spontane Gefühlsausbrüche der Freude oder der Wut scheinen bei ihm gleichermaßen unvorstellbar. Er scheint gefestigt und überlegen, als trüge er in sich die sichere Gewissheit seiner jahrtausendealten Geschichte. Er schaut einen an, daß man an den Namen seines Gottes Jahwe denken muß: „Ich bin der ich bin“.

  • Sylvia Bohlen. Plastik und Grafik. Zum 50. Geburtstag. Laudatio Saalfeld 2015

    Es sind nicht angeborene, quasi gottgegebene unveränderliche Charaktere, die Sylvia Bohlen darstellen will. Ihre Arbeiten stellen vielmehr die Frage, wie ein Grundgefühl, eine Ausbildung, eine Angewohnheit oder ein Wesensmerkmal sich in den Körper und in die Mimik eines Menschen eingeschrieben und das Gesicht bis in die Physiognomie hinein dauerhaft verändert hat.

  • Der Spiegel der Seele. Katalogtext 2020

    Die Idee einer Suche nach dem Alltagsmenschen, der in seiner arbeitsamen Schlichtheit und Ehrlichkeit den authentischen Ausdruck seiner Gefühlswelt vermitteln könnte, ist nicht neu. Aber im digitalen Zeitalter der Selbstinszenierung ist die künstlerische Umsetzung immer schwieriger geworden. Statt diese Menschen zu finden, wird die Kunst sie mehr und mehr zu erfinden haben, um unserer Kultur die Vielfalt ihres mimischen Ausdruckspotentials zu erhalten. Die bildhauerische Arbeit von Künstlern wie Sylvia Bohlen wird immer wichtiger in einer Zeit, in der immer mehr Menschen in den sozialen Medien ihr Gesicht verlieren.

  • Sylvia Bohlen im Skulpturenpark Weimar-Holzdorf. Laudatio 2021

    Wie die Zerlegung und Abstraktion des Kopfes in den Skulpturen der Moderne, so ist auch die konkrete Suche nach dem einfachen, unverstellten Gesichtsausdruck bereits hundert Jahre alt. Insbesondere beim jungen Film bevorzugten die Regisseure Laiendarsteller. Man hielt sie für die besseren Akteure, da sie „für ihr Photo keine Verwendung“ hätten und ihnen jede mimische Verstellung folglich fremd war. Menschen, die für ihr Foto keine Verwendung haben … Findet man diese Menschen in unserer Selfie-Gesellschaft überhaupt noch?