Japan: Chikyû ni yasashii

Zusammenfassung

Das japanische Umweltzeichen wurde 1988 von Michinori Maruyama entworfen und durch Wettbewerbsentscheid ausgewählt. Strukturell kann das Zeichen mit seiner Verwendung eines kleinen lateinischen Buchstabens auf die „G-Mark“ des japanischen „Good Design Award“ zurückgeführt werden. Mit zwei Armen, die einen Erdball umfassen, möchte das Zeichen einen eigenhändigen Umweltschutz aller Menschen beschwören. Die Darstellung der Umwelt als schützbarer, fragiler Innenwelt aber offenbart vor dem Hintergrund der Typengeschichte einen Herrschaftsgestus, der die Wege des Umweltschutzes nicht in der Zurücknahme etwa wirtschaftlicher Interessen, sondern in einer immer weiter entwickelten Technisierung und Naturbeherrschung zu sehen scheint. Parallelen aus der international verbreiteten Bildsprache von Film und Werbung zeigen, dass der Globus in der Hand eines Menschen durch die Anspielung auf christliche Emblemata der Barockzeit die Identifikation dieses Menschen mit Gott impliziert. Eine solche dekonstruktivistische Lesart des „Chikyû ni yasashii“ findet ihre Bestätigung in der Einschätzung der japanischen Umweltpolitik in der Entstehungszeit des Zeichens Ende der 80er Jahre. Während Japan verbal internationale Standards zu setzen versprach, stellte es in der konkreten Umsetzung der formulierten Ideale den Umweltschutz in der Regel doch stets hinter wirtschaftlichen Interessen zurück. Die „kulturellen Symptome“ (Panofsky) stützen somit die dekonstruktivistische Lesart des japanischen Umweltzeichens.