Timm Kregel - Die Gabe der Landschaft
"Die Gabe der Landschaft": Einen vieldeutigen Titel hat Timm Kregel für die Reihe von fünf Ausstellungen gewählt, die seine Werke in den kommenden 15 Monaten durch mehrere Bundesländer führen wird. Hat der Künstler selbst die besondere Gabe zur Landschaft - oder empfängt der Künstler von ihr? Sicherlich sowohl als auch, doch ist der Titel tatsächlich vom Erlebnis einer schenkenden Landschaft inspiriert: von der überwältigenden Präsenz der Natur, als Timm Kregel in den Jahren 2000-2001 die Wandmalereien am Römischen Haus im Weimarer Park an der Ilm rekonstruierte. Die Bearbeitung der "Buchen in Belvedere", die er wiederum direkt im Belvederer Park vornahm, und die folgende Ausstellung in der dortigen Orangerie ermöglichten eine Verschränkung von Kunst und Natur, die das Wesen von Kregels Werk besonders prägnant hervortreten ließ.
Denn beispielsweise der Kunstpreis der artthuer 2010 wurde Kregel aufgrund seiner über lange Jahre sensibel verfeinerten Bearbeitung von Holz und Hölzern zuerkannt. Die pflanzenartigen Gebilde oder archaischen Archetypen, die uns in seinem Werk entgegentreten, breiten die variantenreichste Palette knospender, emporstrebender, sich verzweigender und entfaltender Formen vor dem Betrachter aus.
Eine besondere künstlerische Leistung stellt die Übertragung dieser organischen Formen in einen metallischen Werkstoff dar: Seit 2008 wechselt Kregels Arbeitsplatz zwischen dem heimischen Atelier und einer Aluminiumgießerei. Wie sogar noch in den farbigen Fassungen der Holzskulpturen die Bearbeitungsspuren durch die Kettensäge sichtbar bleiben, so soll auch das Fließen des glühenden Metalls und das rasche Verspachteln der dünnflüssigen Masse im fertigen Werk noch greifbar sein. Der Entstehungsprozeß eines Werkes von Timm Kregel bleibt nachvollziehbar, wie die Wachstumsbedingungen es im Wuchs eines Baumes sind. Und wie die einzelne Arbeit auf ihre Entstehung hin transparent bleibt, so sind es die 'Generationen' von Werken, die sich in Timm Kregels Œuvre organisch auseinander entwickeln.
Dr. Cornelie Becker-Lamers
Der Text erscheint im Faltblatt zu den Ausstellungen "Timm Kregel. Die Gabe der Landschaft", Schloßmuseum Sondershausen, 8. Februar - 21. April 2014 und Römisches Haus Weimar, 30. März - 20. April 2014.