Karien Vervoort

Die Spur des Menschen in den Dingen finden;
nicht selbst nur sehen, sichtbar machen auch:
hier wird die Kunst Vervoorts auch diesmal gründen,
geht’s bei der „Alchimie“ um Leib und Bauch.

Sie wissen: Zugerichtet werden Welten,
wird die Natur, durch Menschen feingestimmt.
Man sieht, was als „Natur“ kann nimmer gelten,
wenn Kunst uns die gewohnten Blicke nimmt.

Hier haben wir den Maßstab in Verzerrung –
mal Sachen viel zu klein, mal viel zu groß –
sehn die Textur der Dinge wie in Sperrung,
und lesen, was sich bisher uns verschloss.

Wie heilig, auf dem Sockel, eine Bühne.
Man sieht durch sie hindurch die eigne Stadt.
Des Dramas Tat und Wirkung, Schuld und Sühne
ist unser Leben, das zutage trat.

Gewaltig ist vom Tropenbaum die Schote,
Schöpflöffel neben ihr klein wie ein Zwerg.
Sie liegen da, konkav wie kleine Boote,
gespiegelt dann konvex als kleiner Berg.

„Einatmen“ liest man hier. „Ausatmen“ auch:
Das Kochen braucht der Mensch wie Atemluft.
Die Schote fällt bekömmlich nicht vom Strauch.
Kein Tier im Stall verströmt schon Bratenduft.

Die Sauberkeit ist wichtig. Küchenschaben,
die jagt der Teppichklopfer aus dem Haus.
Denn was wir Menschen angerichtet haben,
das löffeln wir als Suppe dann auch aus.

Das Kochen hat vom Zaubern einen Hauch,
wie Alchimie auf beides sich beruft.
Denn erst die zweite Schöpfung füllt den Bauch,
stillt Hunger, den Natur ins Leben ruft.

Wie aber können wir die Welt erkennen?
„Eindreiheit“ heißt das Werk, wo man es schaut:
Fünf Sinne können einzeln wir benennen,
doch hätten die, allein, auf Sand gebaut.

Durchbrochne Wände weisen Dimensionen
diesseits der Sinne, jenseits unsrer Zeit:
der unbewussten Triebe Welt-Äonen;
das Ich in kosmischer Geborgenheit.

Cornelie Becker-Lamers, Weimar