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- "ja und nein – das Paradox des Anfangens". Laudatio Erfurt 1997
Unsicherheit und Uneindeutigkeit bei der Betrachtung ihrer Zeichnungen hervorzurufen, ist Programm der künstlerischen Arbeit Angelika Uliczkas. Nicht umsonst tragen die Arbeiten in der Regel keine Titel. Die fragmentierte zeichnerische Darstellung soll ganz bewußt das Dargestellte einer eindeutigen Festlegung des „entweder ja oder nein“ entziehen. Eine Form ist scheinbar dargestellt, aber sie ist nur angeschnitten, angedeutet, nicht vollständig ausgeführt, sie ist, wenn man ehrlich ist, immer eben gerade nicht dargestellt, sondern wird als vollständige Form nur suggeriert. Jedes Bild reicht scheinbar über seinen Bildrand hinaus, aber jede Deutung und Bedeutungsaufladung liest man als Betrachterin lediglich in das Bild hinein, indem man in die Darstellung hineinprojiziert, was der Blattrand bereits abschneidet.
- „Angelika Uliczka Zeichnungen und Objekte“. Laudatio Frankfurt/ Main 1999
So macht der Titel 6 Richtige auf die Mehrdeutigkeit dieses im Alltag so gedankenlos und unbedenklich gebrauchten Kürzels aufmerksam: Die sechs weißen Säckchen, die hier am Boden wie auf einer Perlenschnur aufgereiht liegen, sind zu vieldeutig, um auf die Veranschaulichung eines lohnenden Lottogewinns reduzierbar zu sein. Es sind Eisbeutel, Kopfkissen, es sind vielleicht Geldsäcke – oder haben hier im Gegenteil sechs Leute ihre Siebensachen gepackt? Das geschnürte Bündel, zugleich Sinnbild unbeschreiblichen Reichtums wie unbeschreiblicher Armut – unbeschreiblichen Reichtums, wenn es wie im Märchen voller Gold ist, unbeschreiblicher Armut, wenn es nur eben die letzten Habseligkeiten eines Menschen enthält –, das geschnürte Bündel scheint man doch auf diesen gemeinsamen Nenner bringen zu können: daß es das jeweils Wichtigste und jeweils Richtige enthält.