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- „Gemälde und Skulpturen von Gaetano Fiore und Sybille Nänzi Reichert“. Laudatio Boxberg 2000
In immer neuen Konstellationen und Ausformungen läßt ihre Kunst Frauenfiguren entstehen – Gegenbilder zu den Stars und Sternchen der Mode- und Medienwelt, deren überschminkte Münder Foto für Foto tapfer über ihre Kunstkörper aus Magersucht und Silikonimplantaten hinweglächeln. Ehrlicher ist es da, wirkliche Kunstkörper zu schaffen und offen als solche zu deklarieren: Verkörperungen selbstverwirklichter weiblicher Identitäten, zu sich selbst gekommener Frauengestalten – wehrhaft und weich, munter und mutig, zugleich offen und in sich ruhend – und selbstverständlich in ihrer Würde unantastbar.
- „Komm’S rin - könn’Se rausgucken“: Nänzie. Figuren/Collagen. Laudatio Erfurt 1997
Den Hintergrund von „In der Abenddämmerung“ nehmen Abbildungen griechischer Statuen ein, auf denen diverse Adonis- Gestalten und Bacchanten im griechischen Ideal von harmonischem Körperbau und harmonischer Körperhaltung präsentiert werden. Den heutigen Betrachter verblüfft eine Darstellung, die einen männlichen Gott mit lasziv hinter dem Kopf verschränktem Arm und wiegendem Körper zeigt: Es ist eine der klassischen Gesten der Ergebenheit – die Arme hebt, wer sich ergibt – wie sie in einer so geschmeidigen Ausprägung derzeit ausschließlich der weiblichen Körpersprache vorbehalten ist. Den harmonisch-wiegenden Bewegungsabläufen, dem lasziv-ergebenen Gestus, den die Bilder der Statuen ahnen lassen, stellt Nänzie vier Gipsfiguren von Frauen gegenüber. Um genau zu sein: Nur inhaltlich stellt sie die Frauenfiguren den Götterstatuen gegenüber. Räumlich stellt sie sie im plastischen Kunstwerk davor, was eine zeitliche Ordnung andeuten kann: Die Frauenfiguren sind uns historisch näher als die griechischen Gottheiten. Es kann aber auch eine Wertigkeit implizieren: Die Frauenfiguren sind für uns, in unserer Zeit wichtiger. (Diese Wertigkeit könnte auch der Tatsache ablesbar sein, daß die Gipsfiguren für uns wirklich greifbar sind, die Statuen hier im Werk nur als Abbildung existieren.) Vier Frauenfiguren jedenfalls, die vor allem Selbständigkeit ausstrahlen, zum Teil Selbstgenügsamkeit demonstrieren, zum Teil Aggression oder zumindest Wehrhaftigkeit. Die Bilder typisch weiblichen Verhaltens, wie sie für unsere Mütter noch sehr verbindlich galten, werden in „In der Abendämmerung“ perfiderweise durch antike männliche Figuren dargestellt, von denen sich moderne Entwürfe von Weiblichkeit abheben.