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Es wurden 3 Seiten zu „Einhorn“ gefunden.
- Maria mit dem Einhorn . Publikation
Eines der ältesten Symboltiere, mit mythologischen und märchenhaften Zügen versehen und in theologische Ausdeutungen förmlich eingehüllt, ist das Einhorn – ein Fabelwesen, das mit seiner vielschichtigen Bedeutsamkeit seinen Reiz bis heute nicht verloren hat. Als ursprünglich fester Bestandteil indischer wie fernöstlicher kosmologischer Mythen findet die Symbolik des Einhorns Eingang in die religiösen Texte auch des Nahen Ostens: Vom Pentateuch über die Psalmen bis hin schließlich zu christlichen Heiligenlegenden bedient sich auch unser Kulturkreis des Einhorns, um unbesiegbare, göttliche Allmacht zu versinnbildlichen. Einen konkreten Bezug auf die Macht Gottes erhält das Einhorn dann insbesondere in seiner Adaption als Symbol Jesu Christi, und hier speziell in einer Verbindung ältester Symbolik – die Jungfrau mit dem Einhorn – mit der Verkündigungsszene.
- „descendi in ortum meum“. Die Einhornjagd als Darstellung der Verkündigung. Vortrag Weimar 2007
Abweichend von den üblichen, beispielsweise italienischen, Verkündigungsszenen aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit trägt Gabriel keine Lilie, ist Maria nicht von Palastarchitektur umgeben. Sie liest nicht. Sie spinnt nicht (die Purpurwolle für den neuen Tempelvorhang). Sondern: Sie fängt ein Einhorn. Das Bildmotiv scheint vor allem darauf abzuzielen, Maria als Jungfrau auszuweisen, denn dies signalisiert das Einhorn: Es lässt sich nur von einer Jungfrau fangen.
- Vortrag zum Treffen der Sponsoren und Restauratoren für den Wiederaufbau der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Mechelroda 2007
Zunächst möchte ich erwähnen, daß die Benennung eines Hauses nach dem Einhorn gerade im Thüringer Raum keine Seltenheit darstellt. Das Erfurter Stadtarchiv verfügt über eine Auflistung des Erfurter Historikers Johannes Biereye aus der Zeit zwischen den Weltkriegen, das über 20 Häuser des Namens „Zum [beispielsweise: güldenen] Einhorn“ verzeichnet. Wie Sie wissen, wurden Hausnummern flächendeckend erst im 18. Jahrhundert eingeführt. Bis dahin dienten Häusernamen der Orientierung der Bürger. Die Häusernamen wurden den Häuserzeichen entlehnt, die die Hausherren u.a. der Tier- und Pflanzenwelt entnahmen. (Denken Sie etwa an das „Haus zum Roten Ochsen“, das heute die Kunsthalle Erfurt beherbergt.) Ein weiterer Fundort von Häusernamen waren die Bibel oder der Oikos, das Leben der Gemeinschaft, wie wir das im Gildehaus am Erfurter Fischmarkt mit seinem Namen „Zum breiten Herd“ finden. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts waren die Bewohner auch der Städte überwiegend Analphabeten – illiterati, wie man sagt – und konnten besser über Bilder als über die Schrift informiert werden.