Konstantin. Die Legende

Ein Musical für Kinder über den ersten christlichen Kaiser

Zum Geleit

Das Musical setzt die beiden bekanntesten Legenden um Kaiser Konstantin den Großen (272/285 - 337, Regierungszeit 306 - 337, Alleinherrschaft ab 324) in Szene: die Legende von seiner Kreuzesvision sowie die Legende seiner Taufe durch den Heiligen Silvester (+335 in Rom, Papst seit 314). Beide Erzählungen sind vielfach und über Jahrhunderte hinweg in der Bildenden Kunst dargestellt worden.

Die Tetrarchie des Diokletian

Um 300 umfaßte das römische Reich die Länder von Britannien über Spanien und Nordafrika bis nach Kleinasien, Griechenland und den Balkan. Der Sicherung der Grenzen kam immer größere Bedeutung zu und bescherte den Heerführern der Grenztruppen einen stetigen Machtzuwachs. Immer wieder ließen sich Offiziere nach einem Sieg von ihren Truppen zum Kaiser ausrufen. Um diesem Unwesen ständiger Usurpationen ein Ende zu bereiten, schuf Kaiser Diokletian (236/245 - 312), zuvor Befehlshaber der kaiserlichen Leibgarde, gemeinsam mit seinem Kriegskameraden Maximian das System einer Tetrarchie: Je einem Oberkaiser ("Augustus") wurde ein Unterkaiser ("Caesar") zugeordnet: Zu Diokletian gehörte seit 293 Caesar Galerius, zu Maximian Caesar Constantius Chlorus. Die vier Herrscher teilten sich die Aufsicht über die Reichsgrenzen untereinander auf. Um das System zu stabilisieren, adoptierten die Augusti ihre Caesares und verheirateten untereinander ihre Töchter. Die Rückführung der so entstandenen Familien auf Jupiter und Hercules sollte den Herrschaftsanspruch legitimieren und die Positionen der Gott-Kaiser festigen.

Die Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahre 312

Als Constantius 306 in Britannien fiel, erhoben zwei Offiziere gleichermaßen Anspruch auf den Thron: Der Sohn des gefallenen Constantius, Konstantin, wie der Sohn seines Augustus Maximian, Maxentius. So kam es zu einem Machtkampf zwischen beiden Herrschern, der in der Schlacht an der Milvischen Brücke 312 kulminierte. Maxentius fiel trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit seiner Truppen. Konstantin konnte seinen Herrschaftsanspruch behaupten.

Die Kreuzesvision

Historischen Berichten zufolge führte Konstantin seinen Sieg über Maxentius auf die Hilfe des Christengottes zurück. Archäologische Funde zeugen von Helmen und Schilden, die mit einem sechsstrahligen Stern oder dem Christogramm (XP) versehen waren. So bildete sich noch zu Lebzeiten Konstantins die Legende heraus von seiner Vision am Vorabend der Schlacht, als ein Kreuz und der Schriftzug "In hoc signo vinces" ("In diesem Zeichen wirst du siegen") am Himmel erschienen sein soll. Wie auch immer - Konstantin verabschiedet im Folgejahr in Mailand ein Edikt (das sog. "Mailänder Toleranzedikt" von 313), das die christliche Religion gleichberechtigt neben die römische Staatsreligion stellt. Bemühungen um die Einheit der christlichen Gruppierungen (Arianer - Kopten - Orthodoxe - Katholiken) begleiten fortan Konstantins Regierungszeit. Höhepunkt dessen ist wohl das ökumenische Konzil von Nicäa (325), in dem in erkennbarer Abgrenzung vom arianischen Christentum das noch heute gültige lateinische Glaubensbekenntnis formuliert wird. Eine wichtige Mitstreiterin ist die Kaisermutter Helena (248/50 - 330), die trotz ihres hohen Alters Pilgerreisen nach Palästina unternimmt und Reliquien der neuen Religion aufspürt und sicherstellt.

Konstantins Taufe

Die Legende will es sodann, daß der Kaiser, siegreich aus der Schlacht an der Milvischen Brücke hervorgegangen, vom Aussatz befallen wird. Seine Ärzte raten ihm zu einem Bad im Blut von 3000 unschuldigen Kindern. Als Konstantin aus Mitleid hiervon Abstand nimmt, träumt ihm von einem heilenden Bad. Man schickt nach dem christlichen Eremiten Silvester, der sich in Soracte versteckt hält und den Traum als Hinweis auf die Taufe zu deuten versteht. Der Heilige tauft den Kaiser, welcher wunderbar gesundet.

Schluß

Die Rolle Konstantins als Wegbereiter des Christentums in der Antike ist unumstritten. Im Jahre 2013 jährt sich der Erlaß seines Mailänder Toleranzedikts zum 1700. Mal. Der Vatikan hat bereits im April 2012 das Jubiläumsjahr eingeläutet und wird es mit wissenschaftlichen Symposien und geistlichen Gedenkveranstaltungen begehen.

Dr. Cornelie Becker-Lamers