„Einheit, Reinheit, Brüderlichkeit“

Wenn es stimmt, daß Markenzeichen als „ästhetische Abstraktion der Ware“ anzusehen sind, daß die Neuartigkeit der gestalteten Verpackungen seit der Jahrhundertwende in der „geistvolle[n] Versinnbildlichung und damit Veranschaulichung des Inhalts oder des sich mit dem Inhalt identifizierenden Bildgegenstandes“ liegt, dann hat neben der politischen Ausrichtung einiger ‘Honig-Krieger’ die Wahl des semantisch so eindeutigen, politisch bald so verfänglichen Adler-Symbols der Funktionalisierung imkerlicher Arbeit im Rahmen einer nationalsozialistischen Blut- und Bodenpropaganda zweifellos Vorschub geleistet.

Spannend zu sehen jedenfalls, wie ein harmlos unter gestalterischer Fragestellung angegangenes Thema der 20er Jahre unversehens ins Dickicht der unabgeschlossenen und wohl auch unabschließbaren Historiker-Debatte um mögliche Modernisierungs-Tendenzen der NS-Zeit führt: Avancierte Gestaltung geht hier scheinbar bruchlos mit borniertestem Nationalismus Hand in Hand, ausgefuchst-fortschrittliche Werbepsychologie findet sich mit wirtschaftlich schon damals rückschrittlichen Autarkie-Bestrebungen fast unlösbar verwoben.

(aus dem Schlußabschnitt des Artikels, S. 31f.)

Einheit, Reinheit, Brüderlichkeit

Man trifft sich in Weimar, an diesem 4. Juni 1925: Die Vereinigung der Deutschen Imkerverbände unter dem Pädagogen „Rektor“ Detlef Breiholz (1865-1929) hat eine Außerordentliche Vertreterversammlung einberufen, um die Einführung eines Einheitsglases für den Verkauf von kontrolliert reinem deutschen Bienenhonig zu beschließen. Anwesend sind Vertreter aus „Schleswig-Holstein, Bayern, Baden, Hessen, Mecklenburg, Schlesien, Thüringen, Brandenburg, Nassau, Freistaat Sachsen, Provinz Sachsen, Ostpreußen, Hannover und Westfalen“.[1] Jedem Verband sind Mustergläser zugegangen, „damit sie Gelegenheit haben [mögen], sich über das geplante Einheitsglas anschaulich zu unterrichten und darüber ein Urteil zu bilden.“[2] Demokratisch wird Gestalt und materielle Ausführung des Glases beschlossen,[3] das ab Mai 1926 dann endlich[4], mittlerweile eingetragenes Warenzeichen unter Nr. 387 864, im Vertrieb des Kolonialwarenhändlers Robert Wahle (1885-1981) in Neumünster/ Holstein erhältlich ist.[5] Zu festgelegten Einheitspreisen – 15, 20 und 30 Pfennige – wird das Glas von der ‘Aktiengesellschaft für Glasindustrie vormals Friedrich Siemens Dresden’ in den Größen für ein halbes Pfund, ein Pfund und zwei Pfund Honig hergestellt.[6] Die Initiative zur Einführung des Einheitsglases liegt bei Detlef Breiholz und bei Robert Wahle, der mit den Glasfirmen verhandelt und die Produktion von einer halben Million Gläsern bis zu den ersten Bestellungen der Imker vorfinanziert.[7]

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Die Genese eines Markenzeichens

„Unser großer Plan der Selbsthilfe erstrebt das Ziel, sämtlichen Honig hinfort nicht anders als im Einheitsglas und in der Einheitsdose zum Verkauf zu bringen. Unter den gegebenen Verhältnissen ist das mit einem Schlage natürlich nicht zu erreichen, aber unverrückbares Ziel muß es bleiben. Alles, was wir an Markenware kennen, geht in Einheitspackungen hinaus, ist auch in keiner anderen Form zu kaufen, und in dieser Einheitspackung liegt zugleich die Gewähr für Echtheit und Güte der Ware. So muß es auch mit unserm deutschen Honig werden.“[8]

Die Idee zur Einführung eines Einheitsglases mit als Warenzeichen geschütztem Emblem ist vor allem wirtschaftlich motiviert: Ziel ist die stabile Preisgestaltung für den deutschen Honig, die über den Weg des Markenzeichens, der einheitlichen Verpackung und der Preisbindung von Gläsern sowie Mindestpreisen für qualitätsgeprüften Honig[9] erreicht werden soll.

Die Initiative des Wirtschaftsausschusses der Imkerverbände, das eigene Produkt durch Qualitätskontrolle zum Markenartikel zu erheben und dies mithilfe einer einheitlichen und in der Gesamterscheinung durchdachten Verpackung zu signalisieren, ist im historischen Kontext eine Tat von bemerkenswertem Weitblick. Zwar liegen die Ansätze zur bewußten Verpackungs- und Produktgestaltung bereits um 1900,[10] doch „noch in den zwanziger und dreißiger Jahren war es selbstverständlich, Mehl, Reis, Zucker, Gries oder Hülsenfrüchte, auch durchschnittlichen Kaffee und Tee, unabgepackt zu kaufen. Natürlich galt das gleiche für Sauerkraut, Salzheringe und Oliven, die in Fässern Unterbringung fanden. Das zuerst genannte ‘Schüttgut’ bewahrte man in Schubladen. [...] Auch Kekse, Pfefferkuchen und Bonbons verkaufte man gewöhnlich unabgepackt“[11], wie Hans Wichmann in seiner Studie zu den gestalteten Warenverpackungen des 19. und 20. Jahrhunderts bemerkt. „Im Rahmen des auf uns gekommenen Verpackungsguts aus der Phase der Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkriegs dominieren [...] Hüllen von Gebrauchsgütern gehobener Preisklassen, zumeist sogenannter Markenartikel. Dabei ist nach wie vor die abgepackte Ware im Verhältnis zu den lose verkauften Produkten äußerst klein, handelt es sich doch weitgehend um Luxusartikel, die im damaligen bürgerlichen Haushalt die Ausnahme bildeten.“[12]

Was den einheimischen Honig betrifft, finden sich diese allgemeinen wissenschaftlichen Erkenntnisse durch die praktischen Erfahrungen der einzelnen Imker mit ihrem jeweiligen Kundenstamm durchaus bestätigt. Der Honigverkauf ist, um mit Robert Wahle zu sprechen, eine „schwierige und schmierige“ Angelegenheit[13], da er unabgepackt abgegeben wird. Glaubt man dem Imker und Imkerei-Theoretiker Max Kuntzsch, so fordert die Durchsetzung des Einheitsglases dennoch einen langen Atem. Denn neben der Überzeugung und Unterordnung der einzelnen Imker fordert sie auch die der Kunden. Die Akzeptanz der zusätzlichen Kosten für das Einheitsglas soll durch das Pfand-System erleichtert werden: „Der Honigverkauf im kleinen aus dem Hause“, so klagt Max Kuntzsch, „ist ein besonderes Kapitel für sich. Man kann wohl fordern: Der Imker verkaufe nur in den vorgeschriebenen Packungen, aber die rauhe Wirklichkeit sieht oft anders aus. Die Honigkunden sind nicht für uns Imker da, sondern wir für sie. Um jede Kundschaft gut und zufriedenstellend zu bedienen, muß man sich oft in die Launen der Käufer fügen. Der eine bringt einen großen Steintopf, der gefüllt werden soll. Wenn er unbedingt sauber ist, so erfülle man diesen Wunsch [...]. Es werden auch oft noch allerlei Gläser zum Füllen gebracht, was man auch nicht abschlagen kann, wenn die Gefäße stets sauber sind. Wenn man bei diesen Gelegenheiten den Käufer immer und immer wieder darauf aufmerksam macht, daß es für ihn und auch für den Imker viel einfacher und bequemer ist, wenn er seinen Honig in den Gläsern des Imkers [...] bezieht, daß diese Gefäße mit einem entsprechenden Wert zurückvergütet werden beim Wiederbringen, wenn sie unbeschädigt sind, so wird man seine Kunden mit der Zeit einigermaßen dazu erziehen können, bis auf einige Unentwegte.“[14]

Das ‘Einheitsglas des Deutschen Imkerbundes’ liegt in allen Aspekten seines Entwurfs – Form, Etikettgestaltung, Material – durchaus im avancierten Trend der Zeit.[15] Von einer kubischen Grundform aus gedacht, bildet das zylindrische Gefäß von 8 cm Durchmesser und 8 cm Höhe[16] bis unter den Deckel von der Seitenansicht her ein Quadrat. Der Deckel in seiner Breite von 1,6 cm erhöht das Glas um genau ein Fünftel. Rund um das Gefäß macht ein Relief von wulstigen Streifenpaaren in Abständen von anderthalb Zentimetern das Glas griffiger.

In einem Abstand von 1,6 cm unter dem Deckel – im Verhältnis 2:4 der Gesamthöhe – beginnend, prägt ein haptisch erhabenes rundes Emblem das Glas. Es zeigt (bis heute) einen entschlossen Umschau haltenden Adler, der mit gezückten Klauen einen kleinen Bienenkorb zu bewachen scheint: Deutsches Nationalsymbol und Wahrzeichen der Imkerei sind zu einem neuen Sinnbild verschmolzen worden.[17] Ebenfalls geprägte Schriftzüge bedeuten die „Gewähr für echten deutschen Honig“ und weisen das Glas mit „Deutscher Imkerbund“ aus. (Abb. 1)

Als wesentliches Element besitzt das ‘Einheitsglas des Deutschen Imkerbundes’ eine Banderole den sogenannten ‘Gewährverschluß’ oder ‘Gewährstreifen’. Eine nur gegen Gebühr zu erwerbende Kennummer auf dieser Banderole bezeichnet den abfüllenden Imker und damit die Herkunft des Honigs. An den Gewährstreifen ist eine Qualitätsgarantie gebunden, die beispielsweise versichert, daß dem Honig kein Zucker zugesetzt ist und daß er nicht, um ihn flüssig zu halten, über 40°C erhitzt wurde.[18]

Der bereits erwähnte, sichtlich kämpferisch gestimmte Adler mit dem Bienenkorb zierte zwischen 1925 und 1995 auch diese Banderole. Zum 70. Jahrestag der Einführung des ‘Einheitsglases des Deutschen Imkerbundes’ wurde das Emblem hier durch einen stilisierten Mischwald mit Bienenkorb ersetzt – „[u]nser Imker-Honigglas hat sein Äußeres der modernen Zeit angepaßt“[19] -, so daß das Honigetikett heute von seiner Gestaltung her eher an die diversen firmen- oder produktgebundenen Umweltzeichen erinnert. (Abb. 2)

Wer hat Einheitsglas und Symbol entworfen? – Eine berechtigte Frage, zu deren Beantwortung aber leider noch detailliertere Nachforschungen nötig sein werden.[20] Das Glas, so viel ist sicher, wird auf Gemeinschaftsentscheidung nach in vieler Hinsicht durchdachten, praxisbezogenen Kriterien hin am 4. Juni 1925 in Weimar ausgewählt. Die Wahl wird am 31. Juli 1925 anläßlich einer Ordentlichen Vertreterversammlung des Deutschen Imkerbundes in Gera bestätigt.[21] Der von Präsident Breiholz und Schriftführer Wildemann verfaßten Sitzungsschrift zur Weimarer Versammlung vom 4. Juni 1925 sind folgende Beschlüsse zum Aussehen des Einheitsglases zu entnehmen: „Es muß a) aus reinem und klarem Glase[22] bestehen, b) an der Innenseite gerade und glatt sein, die Außenwand mit dem Deckel eine Ebene bilden und die Zylinderform etwas höher als breit sein. [...] c) Die Inhaltsmenge soll in den Boden des Glases eingedruckt,[23] die Größe des Glases so genommen werden, daß der angegebene Inhalt nur bis zum Schraubengewinde reicht. d) Am Boden sollen die Worte stehen: ‘Vereinigung der deutschen Imkerverbände.’ e) Unten am Mantel des Glases soll ein Satz stehen, durch den Gewähr dafür gegeben wird, daß in dem Glase nur echter deutscher Honig zum Verkauf gelangt. Die Fassung des Satzes wird dem Vorstande überlassen, der einen Juristen und einen Honigforscher zu Rate ziehen wird. f) Der Deckel soll aus vernickeltem Weißblech bestehen und Papiereinlage erhalten. g) Es sollen drei Größen hergestellt werden: das ½-Pfund, 1-Pfund- und 2-Pfund-Glas.“[24]

Dem raschen Konsens, den man in Weimar hinsichtlich der Kriterien für Material und Gestalt des Einheitsglases erzielt, gehen Diskussionen verschiedener Vertreterversammlungen voraus. Die möglichst in jeder Hinsicht ideale Verpackung soll geschaffen werden. Noch die Entscheidung für die im Einheitsglas abgefüllte Menge von 500g steht dabei im Kontext ästhetisch-funktionaler Überlegungen: Das Pfundglas mit Deckelverschluß eignet sich „sehr gut für den Frühstückstisch“[25]. Interessanterweise ist diese praxisbezogene, gestalterisch motivierte Standardisierung der Füllmenge ihrer Zeit voraus: Am 8. Juli 1933 schreiben gesetzliche Verordnungen die Gewichts- und Preisangabe auf der Verpackung, am 22. Oktober 1935 die Abfüllung ausschließlich „gerader Gewichte“ von 125, 250, 500 oder 1000g vor.[26]

Reflektiert werden bei den Verhandlungen um die Form des neuen Einheitsglases außerdem Geschmacksneutralität und Zerbrechlichkeit der mit Pergament-, Pack- oder Zeitungspapier, Schraub- oder Glasdeckeln verschlossenen „Gefäße, Töpfe, Kruken oder größere[n] Glashäfen“[27], der Pappbecher und „Perga-Honigpackungen“[28], der Zinn- und wetterfesten Zellglas-Tuben wie – „für Sportler und Touristen“ – der „Honigbecher aus Pergamentstoff [...], die wohl den Vorzug der Unzerbrechlichkeit hatten und recht leicht und billig waren, aber dennoch, hauptsächlich wohl wegen eines gewissen Beigeschmacks, die sie dem Honig gaben, sich nicht behaupten konnten.“[29]

Ein transparentes Material des Honiggefäßes soll, wenn möglich, eine Qualitätskontrolle des Inhalts zulassen: „Als wir [...] über die Einführung des Einheitsglases berieten, wurde auch das Honigglas mit dem Glasdeckel und seinem Gewährstreifen mit in Erwägung gezogen.“[30] In Rücksicht auf das Mitte der 20er Jahre in Deutschland notwendigerweise hochentwickelte Preisbewußtsein potentieller Kunden kommt eine Typisierung des Glases seiner kostensparenden Herstellung entgegen.[31] Die mögliche Rückvergütung unbeschädigt wiedergebrachter Gefäße soll, wie schon erwähnt, die Popularisierung des Einheitsglases zusätzlich erleichtern. Eckige Gläser und Gläser mit im Durchmesser relativ kleinen Deckeln fallen ebenfalls verbraucherorientierten funktionalen Überlegungen zum Opfer: Sie gelten als unbeliebt, weil in den Ecken und im Wulst eines kastenförmigen Glases mit relativ kleinem Schraubverschluß stets ein Rest des kostbaren Brotaufstrichs unerreichbar bleiben muß.[32]

Bereits in einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses der Vereinigung der Deutschen Imkerverbände wird am 27. und 28. Dezember 1924 in Halle ein Überblick über die vorhandenen Honiggefäße als Tagesordnungspunkt abgehandelt: „Unsere marktfähigen Honigbehälter nach Stoff und Form (Rehs und Lupp): Rehs gibt einen Überblick über die Geschichte der Honigbehälter und führt dann Gefäße aus verschiedenen Stoffen (Aluminium, Blech, Glas und Pappe) vor. Lupp bespricht die Honigbehälter nach ihrer Form. Die Schaffung eines Einheitsglases sei dringendes Bedürfnis. Schreiber fordert auch ein Einheits-Versandgefäß (50 Pfund). Man beschließt einstimmig: Ein Einheitsglas in einer Form und in drei verschiedenen Größen herzustellen ( ½ Pfund, 1 Pfund und 2 Pfund). Das 1-Pfund-Glas soll einen Zentimeter höher als breit sein, die beiden anderen Gläser sollen entsprechende Ausdehnung haben. Aluminium-Schraubdeckel. Dieses Einheitsglas soll der Vereinigung der deutschen Imkerverbände geschützt werden. Sämtliche Verbände und Genossenschaften sollen demnächst Mustergläser zur Prüfung und Beurteilung bekommen.“[33] Die gemeinschaftlichen Vorüberlegungen zur Gestaltung des Glases sind so präzise, daß in Weimar das „Musterglas der Vereinigung, das den Verbänden zur Prüfung zugegangen ist, [...] als in der Form geeignet angenommen“ werden kann.[34]

Interessant unter dem designerischen Aspekt sind insbesondere die Belege, daß die streng geometrische, zylindrische Form und die Angaben über das Verhältnis von Höhe zu Breite des Glases in gemeinschaftlichen Diskussionen abgestimmt werden. Und wie man an dieser Stelle gemeinschaftlich an der Nachfrage orientiert denkt, diskutiert und abstimmt, bestellt man auch keinen Gestalter, als es um größere Versandbehältnisse der zerbrechlichen Honiggefäße geht, sondern verläßt sich auf Entwürfe der Industrie: „Leider fehlen uns bisher geeignete Einrichtungen zum Versenden gefüllter Honiggläser. Eierversandkisten gibt es in den verschiedensten Ausführungen, und sie haben sich bewährt. Empfindlicher als Eier sind gefüllte Honiggläser sicherlich nicht. Wir brauchen Behälter, in denen 5 oder 10 oder 20 Stück gefüllte Gläser verschiedener Größe bruchsicher versandt werden können. Ich bin überzeugt, daß unser findiges und betriebsames Großgewerk (Industrie) uns schon unter die Arme greifen und bald brauchbare Versandbehälter anbieten wird.“[35] Die Orientierung an den marktwirtschaftlichen Grundsätzen einer Selbstregulierung von Angebot und Nachfrage begegnet in den werbestrategischen Überlegungen der Imkervereinigung immer wieder.

Soviel zur Gestalt des Einheitsglases. Wie steht es mit dem Emblem? Bei der Planung einer umfassenden Werbearbeit, die „die Bürgschaftsmarke bekannt und den mit ihr geschützten Honig begehrenswert“[36] machen soll, wird der Gestaltung eines eigenen Abzeichens ein hoher Stellenwert beigemessen. Die Vereinigung deutscher Imkerverbände schreibt einen Wettbewerb aus, um unter den eingesandten Entwürfen das Symbol zu finden, das am besten geeignet scheint, die „Nachfrage nach unserem Markenhonig zu erwecken“[37]: „Die Vereinigung der deutschen Imkerverbände will auf dem Wege des öffentlichen Preisausschreibens zu einem deutschen Honigschild gelangen. Alle, die für die Herstellung eines solchen Schildes Sinn und Begabung haben, werden aufgefordert, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Dabei ist folgendes zu beachten: 1. Das Honigschild soll bei dem Beschauer ein starkes und bleibendes Verlangen nach deutschem Honig erwecken. Künstlerisch schön, sinnig und werbekräftig soll die Ausführung sein. 2. Das Honigschild soll in vierfacher Weise verwendet werden: a. als Aufklebeschild für Honigverkaufsgefäße, b. als Schauhang an Verkaufsstellen und Anschlagplätzen, c. als Wahr- und Werbezeichen auf Briefen und Karten, d. als Werbemarke zum Verschluß von Briefen. 3. Es soll in Mehrfarbendruck und in Buchdruck Verwendung finden und in beiden Fällen gut wirken. 4. Das deutsche Honigschild soll die Inschrift tragen: ‘Vereinigung der deutschen Imkerverbände’ und Raum lassen für den Namen des Imkers und seines Verbandes. 5. Es sind drei Preise in Höhe von 250 Mark, 175 Mark und 100 Mark[38] ausgesetzt.“[39]

Wie professionell die Sache angegangen werden soll, ist den Hinweisen abzulesen, die zum formalen Ablauf der Wettbewerbsteilnahme ergehen. Um Erwartungshaltungen und persönliche Zu- oder Abneigungen der Juroren auszuschalten, sollen die Arbeiten selbst dem Preisgericht anonym vorgelegt werden. Man ist auf der Suche nach dem objektiv besten Entwurf: „6. Die Entwürfe sind ohne Namen des Künstlers (Bildners), nur mit einem Kennwort versehen, bis zum 1. Februar 1925 an den Unterzeichneten einzusenden. Die Anschrift des Bildners ist in verschlossenem Briefumschlag beizufügen, der das Kennwort des zugehörigen Entwurfs als Aufschrift hat. 7. Die preisgekrönten Entwürfe werden Eigentum der Vereinigung der deutschen Imkerverbände. Die behält sich vor, auch solche Entwürfe anzukaufen, denen ein Preis nicht zuerkannt worden ist. 8. Das Preisgericht besteht aus zwei Künstlern, zwei Imkern, zwei Kaufleuten und dem Präsidenten der Vereinigung der deutschen Imkerverbände. Neumünster, den 1. Oktober 1924.“

Am 16. Dezember 1924 präzisiert Breiholz die Anforderungen an Größe und Farben des Schildes und verlängert die Einsendefrist auf den 1. März ‘25. Der Mehrfarbendruck soll nun „höchstens drei Farben“ aufweisen. Nur auf der „Werbemarke zum Verschluß von Briefen“ soll das Zeichen in schwarz/weiß erscheinen, in allen anderen Fällen farbig. Das Klebeschild für die Honiggläser soll 6 x 10 cm, der Schauhang 24 x 40 cm messen. Die Entwürfe der Gestalter sollen in der Größe 24 x 40 cm sowohl farbig als auch schwarz/ weiß eingereicht werden. Schließlich werden die Juroren namentlich benannt: Johann Holtz, Flensburg und Andreas Menna, Würzburg sind die beteiligten Künstler, als Imker sind der Pfarrer Kratzer aus Paring und der Lehrer Küttner aus Köslin eingeladen, als Kaufleute „Nageler-Berlin, Mohrenstraße, und Adolf Leyrer-Stuttgart, Enge Straße“, und der Präsident der deutschen Imkerverbände ist natürlich Breiholz selber.[40]

Am 15. April versammelt sich die Jury im Hotel „Stadt Kiel“, Berlin, Mittelstraße. Man legt die Richtlinien für die Arbeitsweise des nächsten Tages fest. Die Entwürfe sind im kleinen Hörsaal des Instituts für Meereskunde halb-öffentlich zugänglich ausgelegt. Es sind nicht weniger als 176 Bilder, unter denen das Preisgericht auszuwählen hat. Am 16. April nimmt man „nach gründlicher Durchsicht“ 20 Arbeiten in die engere Wahl und scheidet in einem zweiten Auswahlverfahren weitere 15 Entwürfe aus. Ein erster Preis jedoch ist nicht dabei: „Das Preisgericht kam einstimmig zu der Ansicht, daß von den Entwürfen keiner den Anforderungen des Preisausschreibens genüge, der erste Preis darum nicht vergeben werden könne.“ Man will die ausgesetzte Summe von 525 Mark dennoch vollständig verteilen und vergibt einen 2. sowie drei dritte Preise (175 Mark bzw. 3 x je 100 Mark). Platz fünf ist ein „Ankauf zu 50 Mk. – Die Öffnung der Umschläge ergab als Preisträger folgende Herren: Georg Breitwieser, Maler und Graphiker, Bad Nauheim, Parkstr. 16. 2. Preis. – Robert Schäfer, Kunstmaler und Graphiker, Mannheim, Fröhlichstr. 36. Ein 3 Preis. – Alfons Weiger, stud. arch., Ravensburg (Württbg.), Moltkestr. 11. Ein 3. Preis. – Kersting, Architekt, Münster (Westfalen), Dingbängerweg 36. Ein 3. Preis. – Josef Essendorfer, Zeichner, München, Albrechtstraße 43 I l. Ein Ankauf.“[41]

Die Würfel sind gefallen. Man hat viel Geld ausgegeben, aber keinen vollständig befriedigenden Entwurf gefunden. Da dennoch Preise verteilt werden, ist wohl davon auszugehen, daß der im Frühjahr 1926 unter dem Warenzeichen Nr. 350 439[42] geschützte Adler mit dem kleinen Bienenkorb aus der Reihe dieser Entwürfe stammt. Irgendetwas jedenfalls wird der Vertreterversammlung in Gera im Juli 1925 vorgeführt, denn man beschließt, das ‘Honigschild’ in Auftrag zu geben: „Betr. Honigschild und Bürgschaftsverschluß. Breiholz zeigt Entwürfe. Dem Grundgedanken der Entwürfe wird zugestimmt. Der Vorstand wird beauftragt, mit dem Künstler zu verhandeln. Der Entwurf soll angekauft und gesetzlich geschützt werden.“[43] Der Name des letztendlich beauftragten Künstlers wird nicht mehr genannt. U.U. ist es Georg Breitwieser, der Träger des 2. Preises.

Einmal entschieden, arrangiert man sich denn auch mit dem neuen Symbol. Daß es als künstlerisch wertvoll empfunden wird und vermittelt werden soll, zeigt ein Artikel des Geheimrats Brückner im Mai-Heft der Leipziger Bienenzeitung.[44] Unbestreitbar scheint Brückner dabei zunächst die Innovativität eines Adler-Motivs im Kontext der Imkerei[45]: „Daß das Bild neuartig ist, ergibt sich schon aus der Tatsache, daß es in die Zeichenrolle des Patentamtes eingetragen wurde.“ Vor dem Hintergrund der „annähernd hundert“ „auf gleichem Gebiete bereits eingetragenen Warenzeichen“ hebt sich der kämpferische Adler als bisher unbekannte Gestaltungsidee positiv ab: Biene in Korb, Biene in Wabe, Biene um Honigtopf, Bär mit Biene, Bär mit Wabe, Bär mit Honigtopf und nicht zuletzt der „Bienenvater“ selbst scheinen unter den Warenzeichen der Imkerei in einer Unzahl verwandter Ausprägungen die Originalität jeder weiteren Variation dieser Motive unmöglich zu machen. Ganz anders das neue Emblem, das nach Einschätzung Brückners „eigenartig und augenfällig“ ist und sich „außerordentlich wirksam aus der Menge der übrigen für Imkereierzeugnisse eingetragenen Zeichen heraushebt“: „Man sieht im Bilde den deutschen Adler in stilisierter Gestalt mit scharfgeschnittenem Kopf und kräftig angedeuteten Fängen, im Schutze der breiten Fittiche das Symbol der Bienenzucht, den Bienenkorb, und dazu noch den Hinweis auf den Deutschen Imkerbund.“ Diplomatisch und suggestiv wird das neue Zeichen zuletzt auch denen nahegebracht, die innovative Gestaltung und künstlerischen Wert nicht so ohne weiteres zusammenbringen. „Es bleibt noch übrig, ein Wort zu sagen über die künstlerische Gestaltung unseres Wahrzeichens: Hier spielt natürlich die künstlerische Schulung bzw. der Geschmack des einzelnen eine wesentliche Rolle. Die Beurteilung mag daher unseren Imkern selbst überlassen werden. Vielleicht kommen auch sie zu dem Ergebnis, daß die kraftvollen und dabei ruhigen Formen des Zeichens einen würdigen Ausdruck bilden für die wichtigen Zwecke und Ziele eines Verbandes von der Größe und Bedeutung des Deutschen Imkerbundes[46]. Hiernach kann nur noch der Wunsch ausgesprochen werden, daß das neue Wahrzeichen sich als geeignet erweisen möchte, den Deutschen Imkerbund in seinen großen wirtschaftlichen Aufgaben erfolgreich zu unterstützen zum Wohle des deutschen Imkers, zum Wohle des deutschen Vaterlandes.“[47]

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Werbung. Verbalisierung

Synekdoché heißt die rhetorische Figur des ‘totum pro parte’, derer sich der Geheimrat Brückner zu Ende des vergangenen Zitates bedient: Das Ganze setzt er für den Teil, das Wohl aller Deutschen für das aller Imker ein. Eng verwandt diesem Tropus ist die rhetorische Figur der Metonymie, die die Formulierung des „deutschen Vaterlandes“ für die Gruppe der Deutschen, die Setzung „des deutschen Imkers“ für die Gruppe der gut 100.000 Mitglieder des Deutschen Imkerbundes in den Text schiebt.[48] Die Überhöhung der imkerlichen Aufgaben ins Gesamtpolitisch-Nationale durchzieht die organisierte, zentralisierte Werbearbeit des Deutschen Imkerbundes von ihrem Beginn um 1925 an und macht es schwer, den Themenkomplex ‘Werbung’ vom Thema ihrer Politisierung zu trennen. Ich möchte dennoch versuchen, im folgenden zunächst ausschließlich auf die Ideen der Werbearbeit für den deutschen Honig einzugehen.

In den 20er Jahren ist eine großangelegte Werbung gerade für Markenware bereits nichts Untypisches mehr. „Werbung als Selbstverständlichkeit: Die zwanziger Jahre“, betitelt Dirk Reinhardt ein Kapitel seiner Dissertation Von der Reklame zum Marketing und stellt fest, daß sich in diesem Jahrzehnt bereits „[n]eben der Werbepsychologie [...] Marktanalyse und Werbeerfolgskontrolle als wissenschaftlich-statistisch untermauerte Hilfsmittel der Werbegestaltung und Werbestreuung“ etablieren.[49] In vielen Firmen wird die Verpackung eines Produkts „nicht mehr isoliert gesehen, sondern als Teil eines vielinstrumentierten Werbeensembles, das sich aus Plakaten, Inseraten, Displays, Lichtreklamen usw. zusammensetzt, also als Teil einer corporate identity.“[50] Und so wirbt auch Rektor Breiholz im August-Heft des Bienenwirtschaftlichen Zentralblatts 1926 mit ersten Anweisungen bei seinen Lesern für eine umfassende Werbearbeit, in der alle deutschen Imker für den besseren, gewinnbringenden Absatz ihrer Ware an einem Strang ziehen sollen. „Nun soll aber auch die Welt erfahren, was wir anzubieten haben, und was sie von uns zu erwarten hat. Nur ein Erzeugnis gibt es, für das eine so bedeutsame Körperschaft wie der Deutsche Imkerbund die Gewähr übernimmt, das unter der Ehrenflagge des Deutschen Imkerbundes auf dem deutschen Honigmarkt sich behaupten soll. Diese Ware zu erzeugen ist unsere erste, für sie nun aber auch in jeder wirksamen Form zu werben, unsere zweite Pflicht.“[51]

Doch begeben wir uns zunächst noch einmal nach Weimar, zur Außerordentlichen Vertreterversammlung des 4. Juni 1925: Die Sitzungsschrift besagt, daß an erster Stelle der Tagesordnung die „Mittel im Kampfe gegen Auslands- und Kunsthonig“ abgehandelt werden sollen: „Es erweisen sich zwei Wege als gangbar: I. Der Schutz durch die Reichsregierung durch 1. Namensschutz des Honigs, 2. Einfuhrzoll, 3. Deklarationszwang; II. Die Selbsthilfe. Da der erstgenannte Weg zurzeit wenig Aussicht bietet, das Ziel bald zu erreichen, muß der zweite beschritten werden.“[52]

Man irrt sich mit dieser Einschätzung, denn auch die Staatshilfe läßt nicht mehr lange auf sich warten. Es ist kein Zufall, daß sich das Einheitsglas gerade in einem Jahrzehnt durchsetzt, in dem Diskussionen um handels- und wirtschaftspolitische Strategien die parlamentarischen Debatten des kriegsgeschädigten Deutschland prägen. Hohe Reparationszahlungen, Ausfuhrbeschränkungen durch den Dawesplan und der Verlust von Land und Rohstoff-Ressourcen führen zum Erlaß von Schutzzöllen, Verordnungen, Lebensmittel- und Honiggesetzen zur Kennzeichnung und Einfuhrbeschränkung von „Auslandshonig“ und nachgezuckertem Kunsthonig. Die Einführung des Einheitsglases für deutschen Bienen-Honig steht mit solchen gesetzlichen Bestimmungen in engem Zusammenhang. Staatshilfe wie Selbsthilfe des Deutschen Imkerbundes reagieren auf die nach der Inflation 1923 weiter verschärfte Wirtschaftslage.

In der Tat hat die Bemühung um staatliche Unterstützung durch Schutzzölle und Einfuhrbeschränkungen von Auslandshonig bereits Geschichte: Am 17. Mai 1911 wird ein Antrag im preußischen Landtag beraten, in dem der Freikonservative Dr.Vahrenhorst die staatliche Förderung der Bienenwirtschaft fordert. „Die Aussprache stellte die Bedeutung der Bienenzucht fest, führte aber zu keinem Beschluß. Eine weitere Beratung am 22. Januar 1914 verlief ähnlich und wurde dann durch den Krieg gegenstandlos.“[53] Gleichlautend wird der Antrag 1919 noch einmal dem Landwirtschaftsministerium eingereicht und 1925 endlich, von dem deutschnationalen Abgeordneten Karl Hans Kickhöffel (1989-1947) formuliert, vom preußischen Landtag angenommen. Neben schweizerischen führt Kickhöffels Argumentation französische Gesetzespraktiken an, die die Bezeichnung ‘Honig’ – ‘miel’ – für Kunsthonig untersagen. Die konkrete Formulierung Kickhöffels für seinen Antrag spiegelt die komplexen Strategien wider, die erst nach langen politischen Debatten zu Gesetzesentwürfen und tatsächlichen Neuerungen führen können: Angenommen wird der Vorschlag, „[d]er Landtag wolle beschließen, die Staatsregierung zu ersuchen, auf die Reichsregierung einzuwirken, ein Honigschutzgesetz zu schaffen, das den vom Auslande bezogenen Honig deutlich als ‘Auslandshonig’ nennt und allen Ersatzfabrikaten die Bezeichnung ‘Honig’ allein oder in Verbindung mit anderen Honigen versagt.“[54]

Mit Kickhöffel sind wir bei einer Person, die schon um 1927 ihren Wunsch nach diktatorischen Strukturen nicht verhehlt: „Verordnungen und Gesetze lassen sich aber heute bei der verworrenen Partei- und Wirtschaftspolitik nicht erbitten, sie können nur durch einheitliche energische Machtentfaltung erzwungen werden.“[55] Kickhöffel wird bald Mitglied der NSDAP sein und in seinem umfassenden Buch Wie setzt der deutsche Imker seinen Honig ab (Berlin 1933) die Honigwerbung vollständig der neuen politischen Propaganda ein- und unterordnen. Erich Schwärzels Biographien-Lexikon zu den „Großmeistern und Förderern der Bienenzucht“ schreibt zu Kickhöffel, er habe „die Imker in ihrer Organisation so fest zusammengeführt, daß diese den Zusammenbruch der Gewaltherrschaft überstehen konnte. Die Zeit von 1933 an half ihm dabei – aber Kickhöffel geriet in ihr Räderwerk und konnte sich nicht mehr daraus befreien.“[56]

Stellen wir diese Zusammenhänge vorerst zurück und referieren hier, daß ein Lebensmittelgesetz am 5. Juli 1927 höhere Qualitätsanforderungen an den Honig stellt, daß man am 29. September 1927 die äußere Kennzeichnung von Lebensmitteln vorschreibt und eine Verordnung des Reichsministers des Innern und des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft am 21. März 1930 Kunsthonig als solchen zu kennzeichnen bestimmt. Die Nationalsozialisten heben zuguterletzt den Schutzzoll für Importhonig auf das Doppelte an: Nach dem 30. Januar 1933 wird jeder Doppelzentner Honig nach dem vom Deutschen Imkerbund erwirkten Zollschutzparagraphen §140 statt wie anfänglich mit 40 Reichsmark mit 80 Reichsmark Zoll belegt. Hintergrund ist u.a. die „Honigschwemme“ von 1929, die zusätzlich zur Geldentwertung durch die Einfuhr von 100.000 Doppelzentnern Honig einen kostendeckenden Absatz für die deutschen Imker unmöglich macht.[57] Angesehen als „Rädchen in der deutschen Volkswirtschaft“, deren „Räderwerk [...] gestört ist, wenn auch nur eine Stelle leistungsunfähig geworden ist“,[58] wird die deutsche Imkerei ab Mitte der 20er Jahre auch staatlich gefördert.

Doch auch die ‘Selbsthilfe’- Initiative zur Schaffung eines Einheitsglases für deutschen Honig geht auf Vorarbeiten von 1892 zurück.[59] 1925 endlich glückt die Einführung eines solchen Glases. Sie ist, wie weiter unten zu sehen sein wird, nur insofern ästhetisch motiviert, als sich eine Ästhetik der Einheitlichkeit – wiedererkennbar und ‘ordentlich’ – hervorragend im Rahmen der Werbestrategien vermarkten und bald auch politisch funktionalisieren läßt. Aber noch sind wir in Weimar: „Der Wirtschaftsausschuß der Vereinigung macht fünf Vorschläge, die nach seiner Ansicht zum Ziele führen und daher heute der Vertreterversammlung zur Beschlußfassung vorgelegt werden sollen. 1. Das Einheitsglas [...] 2. Das Einheitsschild [...] 3. Der Bürgschaftsverschluß [...] 4. Werbeschriften [...] 5. Werbearbeit überhaupt. Pfarrer Aisch tritt für die Förderung der Nachfrage nach Honig ein. Es muß das Verlangen nach Honig bei den Verbrauchern erhöht werden. [...Die Werbung muß sich] machtvoll auf kleine Kreise werfen. Z.B. 1. auf die Badeorte, die Großstädte und die Industrieorte, die durch unsere Werbeschilder zuerst zu bearbeiten sind; 2. auf Ausstellungen, bei denen kleine Werbesachen, z.B. Würfelspiele in großer Menge unseren deutschen Honig empfehlen; 3. durch unsere Verschlußmarke, die auf allen Schriftsätzen der Vereine wiederkehren muß; 4. durch Postkarten, die mit einem Werbesatze zu bedrucken sind und alsdann zu ermäßigtem Preise abgegeben werden, etwa 11 für 50 Pfennig.“[60] In seiner bereits anzitierten Schrift an die Orts- und Bezirksvereine führt Detlef Breiholz weiter aus: „Vierfacher Art sind die Mittel, die der Deutschen Imkerbund seinen Mitgliedern für Werbearbeit in die Hand gibt: Die Briefverschlußmarke, die Postkarte, das Schaubild, das Werbeblatt oder der Einwickler.“ Im einzelnen werden die Werbemittel diskutiert, wobei u.a. deutlich wird, daß die Briefverschlußmarke „seit Jahren ein beliebtes und verbreitetes Werbemittel“ ist. Der „Einwickler“ ist ein „feines weißes Blatt“ von 28 x 44 cm, „dreifarbig im Offsetdruck hergestellt und zu Blöcken à 100 Blatt für 50 Pfennig bei „Oscar Ebert, Berlin W 9, Linkstr. 18“ durch die Verbände zu beziehen. Eingeteilt ist das Blatt in drei Felder, die, suggestiv und informativ zugleich, zielgruppenorientiert um Kundinnen werben sollen: „Im Mittelfelde sehen wir ein reizendes Bild. Ein deutsches Mädchen lacht uns aus strahlenden Augen entgegen, weil es Freude hat, echten, deutschen Honig aus dem Einheitsglas des Deutschen Imkerbundes zu essen. Die beiden Seitenfelder enthalten alles, was in zwei bis drei Minuten über den deutschen Honig wichtiges zu sagen ist. Der leitende Gedanke für den Inhalt des Ganzen ist auf die Mahnung abgestimmt: ‘Mutter, gib deinem Kinde Honig, aber echter deutscher Honig muß es sein, Honig vom Deutschen Imkerbund’.“

Wenn man auch hier bereits zu fragen hätte, wie man denn wohl das Attribut ‘deutsch’ bei dem lachenden deutschen Mädchen darstellen könne – ich denke, wir wissen es: mit blonden Zöpfen – und bemerken sollte, daß, wer durch Vereinbarung das Deutsche darstellbar macht, damit auch das Nicht-Deutsche darstellbar macht, so geht es doch hier, in den Werbeideen Detlef Breiholz’, immer noch um den Genuß des Honigs. Das Imkereierzeugnis ist noch nicht – wie weniger als ein Jahrzehnt später in den breiten Ausführungen von Karl Hans Kickhöffel – zur Chiffre des Deutschtums, zum Element einer allumspannenden politischen Propaganda geworden.

Rektor Breiholz hat die Werbekraft des Wiedererkennungseffektes im Visier. Eine einprägsame Gestaltung soll den Einwickler zu einem Teil der Populärkultur werden lassen, den jede potentielle Kundin zumindest unterschwellig kennt. Wieder hat Breiholz darum einen Künstler für den Entwurf bestellt, doch wieder geht aus den Artikeln leider nicht hervor, wen. „Voll Anmut und doch voll Nachdruck wird [der Einwickler] für uns und unsere Sache werben. Jedem Pfund Honig, das der Imker verkauft, legt er ein solches Blatt bei. Im Kaufmannsladen wird dieses Blatt entweder als Zugabe oder als Einwickler benutzt. In keinem deutschen Hause darf es unbekannt bleiben. Mit besonderer Absicht wendet es sich an die Mutter.“[61]

Auch für die Nutzung der Schauhänge ergehen dezidierte Anweisungen: „Jeder Kaufmann, der unseren Honig im Einheitsglas verkauft, stellt unsere Werbetafel auf oder bringt unseren Schauhang uns Fenster. Bei jeder einschlägigen Veranstaltung sagen unsere Schauhänge von wirksamer Stelle aus der gesamten Bevölkerung ‘Iß deutschen Honig’.“[62]

Iß deutschen Honig: Die Problematik der eigenen Werbung durch Herabsetzung anderer Ware übrigens wird, wenn auch mit zunächst uneindeutigem Ergebnis, ebenfalls reflektiert. Schon Breiholz weiß, daß der Versuch, die eigene Ware durch Verunglimpfung ausländischer Erzeugnisse aufwerten zu wollen, nicht nur unfein, sondern unter dem Gesichtspunkt des wirtschaftlichen Kalküls auch ungeschickt ist: „Wir kämpfen nicht gegen den Auslandshonig, sondern nur für den deutschen Honig. Wer’s anders hält, mag in gutem Glauben handeln, bezeugt aber seinen Mangel an volkswirtschaftlicher und politischer Schulung und dient der Sache nicht“[63], mahnt der Rektor 1926. Mit der in den frühen Schriften immer wieder begegnenden Identifizierung von Auslands- und Kunsthonig allerdings wird die Abwertung der Auslandserzeugnisse bereits vollzogen: Auslandshonig, der ebenso rein wie qualitätsgeprüfter deutscher Honig gewonnen und abgefüllt worden sein kann, wird undifferenziert mit nachgezuckerten Erzeugnissen in einem Atemzug genannt und verworfen. „Auslandshonig und gefälschter Honig sind die beiden Feinde eines gesunden Handels mit deutschem Honig. Sie sollen durch Gesetze auf den ihnen zukommenden Platz gestellt werden“[64], heißt es im April 1925 in der Märkischen Bienen-Zeitung. Und auch die Sitzungsschrift aus Weimar handelt – es wurde bereits zitiert – nicht die Werbestrategien für den qualitätsgeprüften deutschen Honig ab, sondern die „Mittel im Kampfe gegen Auslands- und Kunsthonig“. Seit Ende der 20er Jahre jedoch scheint sich Breiholz’ Mahnung durchgesetzt zu haben, und in seinem Kompendium Wie setzt der deutsche Imker seinen Honig ab findet Karl Hans Kickhöffel schließlich in der Geistestiefe des deutschen Wesens den wahren Grund für einen differenzierten Umgang mit dem Werbeslogan: „Die Werbung muß wahr sein [...]. Der Beweis einer oder mehrerer in der Werbung genannter Tatsachen ist die Werbeform, die dem deutschen Wesen am besten entspricht. Der Grundcharakterzug des rein-deutschen Menschen ist Ehrlichkeit, ist Wahrhaftigkeit. Eine Werbung, die dem Grundcharakterzug folgt, ihm am nächsten kommt, wird den größten Erfolg haben. Weil der deutsche Mensch aller Berufs- und Bildungsschichten denkt, hat die Form des kathegorischen Imperativs (sic) sich in den letzten Jahren abgegriffen. Es genügt nicht, zu sagen: ‘Eßt deutsches Obst!’, ‘Eßt deutschen Honig!’ usw., man muß tiefer gehen. Diese Aufgabe erfüllt schon der bekannte Werbevers des Deutschen Imkerbundes zum gewissen Teil: ‘Voll Kraft und köstlich, rein und gesund/ der Honig vom Deutschen Imkerbund!’“[65] Na bitte! Bedarf es nur noch des Zitats höchster Autoritäten, um auch in der Frage der Negativ-Werbung letzte Klarheit zu schaffen: „Wir wollen auch in unserer Werbung das Erzeugnis fremder Arbeit nicht herabsetzen. Disziplin muß auch hierbei gewahrt werden. Positiv soll unsere deutsche Werbung sein, d.h. wir wollen das Gute an einer Ware ohne herabsetzenden Vergleich zur Auslandsware betonen. Also in der Werbung für den deutschen Honig nur von deutschem Honig sprechen, dann kann kein Fehler unterlaufen! Wie sagte doch der Führer in seiner großen Rede im Berliner Sportpalast bei der Auseinandersetzung mit den Staates des Versailler Vertrages und der Boykottgesetze? Er sagte sinngemäß folgendes: ‘Ich glaube, ich trete für die Ehre meines Volkes ein, indem ich auch die Ehre der anderen, die damals gegen uns standen, nicht besudeln und nicht heruntersetzen lasse ...’ Wir wollen das Wort des Führers nicht vergessen! Es gilt auch für wirtschaftliche Dinge, es gilt für uns alle!“[66]

Auf der Suche nach den Tiefen der deutschen Seele wird der Standard nicht nur der freien Kunst, sondern auch der Gebrauchskunst und der Werbung in den 30er Jahren bewußt gehemmt und hinter der Entwicklung der internationalen Konkurrenz zurückgehalten: „Wahr soll also die Werbung sein und überzeugend! Vor einigen Jahren stand in der Zeitung eines Detektivromanen Boden gebenden Ueberseestaates folgendes: ‘Gegen drei Uhr nachmittags wurde im 9. Stockwerk eines Hauses der fünften Avenue plötzlich ein Fenster aufgerissen, man hörte gellende Hilferufe, ein Seil flog in hohem Bogen aus dem Fenster, ein Mädchen knüpfte es hastig am Fensterkreuz fest und ließ sich an dem Seil alsdann herunter. Ein bärtiger Mann erschien am Fenster und feuerte dem Mädchen sechs Schüsse nach. Plötzlich wurden an alle Umstehenden Zettel verteilt, auf denen stand zu lesen: ‘So spannend ist auch der neue Film X... wir erwarten Sie!’ Diese Werbung ist bezeichnend undeutsch. Sie klingt nicht an das Gemüt an, etwa wie ein Hinweis auf die Tiefe der Sehnsucht, die wir im Violett der Heide finden! Mit Absicht habe ich das Vorstehende ausführlich dargestellt, denn der Imker soll wissen, warum ich von ihm eine bestimmte deutsche Form der Werbung fordere. Es kann stets ein tiefer Gedanke durch die Werbung klingen, etwa wie: ‘Du sollst deutschen Honig essen, der auf deutschen Scholle gewonnen wurde, durch deutsche Arbeit und durch deutschen Fleiß!’ – Oder: ‘Gesundheit und Lebensfrische durch Honig, Wirtschaftsfreiheit und Brot durch den Kauf deutscher Ware. Also kaufe deutschen Honig!’“[67]

Ausstellungen und „Honigschauen“[68] sind ein weiteres Werbemittel, das sich in der Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Imkerbundes in den 30er Jahren durchsetzt. Hier wird die zentrale Rolle des 1925/26 eingeführten Einheitsglases besonders deutlich. In seinem Honigbuch (1932) stellt Friedrich Theodor Otto, damaliger Leiter der Schleswig-Holsteinischen Imkerschule Bad Segeberg, bei der Beschreibung solcher Ausstellungen die Argumente für das Einheitsglas zusammen: Dem Ziel der Absatzsteigerung für deutschen Honig dient das Einheitsglas in der durch Vereinheitlichung des Verkaufsbildes erreichten Ästhetisierung der angebotenen Ware, in der dadurch erzielten „Werbekraft“ wie in der Qualitätskontrolle, die das Einheitsglas ermöglicht: „Heute ist es eine Selbstverständlichkeit, daß zu den bienenwirtschaftlichen Ausstellungen ausschließlich Honig im Einheitsglas mit dem Gewährstreifen zugelassen wird. Die gleichmäßige Aufmachung aller Honiggläser gibt dem Ausstellungsbild ein einheitliches Gepräge und trägt viel zu seiner Verschönerung bei. In Schaustellungen solcher Art liegt eine ungeheure Werbekraft für den Absatz des deutschen Honigs. Jedem Besucher, insonderheit aber den Laien, soll dieses Bild sagen und einprägen: ‘Honig im Einheitsglas und mit dem Gewährverschluß, wie er auf der Ausstellung einheitlich und in so großer Menge gezeigt wurde, bietet dem Käufer Gewähr für echten deutschen Honig von bester Beschaffenheit!’“[69] Wie wichtig den auf die Werbewirksamkeit der „Aufmachung“ bedachten Bienenwirtschaftlern die Ästhetik des Gefäßes bis ins Detail ist, zeigt die Tatsache, daß das exakt parallele Aufkleben der Banderolen in immer gleicher Höhe auf dem Einheitsglas in allen Anleitungen zur Ausstellungsvorbereitung immer wieder hervorgehoben und erklärt wird. „Den Honig in diesen Gläsern versand- und ausstellungsfähig zu machen, ist eine besondere Kunst, die aber zu erlernen ist. [...] Außerdem wird dieses Thema in jeder Ortsfachgruppe fast jährlich ausgiebig behandelt.“[70] Die durch verschiedene Hersteller sich einschleichende Vielfalt von Gewährverschlußstreifen wird bald auf eine Einheitlichkeit je Glasgröße hin normiert.[71] (Abb. 3 zeigt die Funktionalisierung der Einheits-Ästhetik im neuen politischen Kontext: Wer denkt nicht bei diesem Aufmarsch der Honiggläser, wie er hier politisiert wird, an die theatralische Inszenierung des Nürnberger Parteitages, die 1935 den Bogen zurück von der Politik zu deren Ästhetisierung schlägt.[72])

Daß man aber bei der Diskussion der Werbemittel stets nur der Verkauf von Honig im Einheitsglas des Deuschen Imkerbundes im Blick hat, soll noch einmal betont werden. „Der Deutsche Imkerbund kennt fortan nur noch den geprüften Honig seiner Mitglieder, und für den übernimmt er die Gewähr. Und wenn es ihm gelingen sollte, in irgendeiner Form auf den Honigpreis bestimmend einzuwirken, dann kümmert ihn dabei der ungeprüfte Honig selbstverständlich nicht; der ist für ihn preislos“[73], hält Detlef Breiholz unzweideutig fest. „Sonne und Freude im deutschen Imkerhaus“ (Breiholz), die Selbsthilfe des Imkerbundes kann und soll nur denjenigen Imkern zuteil werden, die sich der immer autoritärer werdenden Organisation der Imkerverbände nicht entziehen. Wie nah der Umschlag vom staatlichen und verbandlichen Schutz zu totalitaristischer Überwachung ist, wird einer heutigen historischen Rückschau schon für das Ende der 20er Jahre deutlich. „Je umfassender, zweckmäßiger und straffer die deutsche Imkerschaft sich organisiert, umso erfolgreicher wird sie in der Gesamtwirtschaft wirken und zwar sowohl hinsichtlich der Durchsetzung ihrer Ziele wie der Steigerung der Wertzahlen“[74], schreibt Karl Hans Kickhöffel 1927 zum Stichwort ‘Selbsthilfe’. Bei den Anforderungen an die einzelnen Imker, die Kickhöffel zur Erreichung dieser strafferen Organisation nennt, springen wieder die dem militärischen Sprachgebrauch entlehnten Schlüsselwörter ins Auge, die für die Zeit der nationalsozialistischen Gleichschaltung des Deutschen Imkerbundes in der dann so genannten „Reichsfachgruppe Imker“ eine Praxis der ständigen Überwachung und Kontrolle durch eine sanktions- und machtbefugte Führung ahnen lassen. Nach Kickhöffel geht es nur noch insofern um den einzelnen Imker, als er sich zur tatkräftigen Unterstützung seiner Organisation unterzuordnen hat. Formulieren Breiholz’ Schriften noch den Wunsch nach besseren wirtschaftlichen Bedingungen der einzelnen Privathaushalte, werden bei Kickhöffel unumwunden individuelle Opfer an Geld gefordert: Nötig in der künftigen Organisation der Imker sei die „Ein- und Unterordnung des Einzelnen – kleine Opfer der Einzelnen an Zeit, Geld und unter Umständen an Kraft – Vertrauen auf die erwählte Führung – Und im Einzelnen: Eine schlagkräftige und schlagwillige Truppe [...] – Eine gefüllte Kriegskasse – Eine tatkräftige, in ihrer Beweglichkeit möglichst wenig gehemmte Führung“.[75] Statt dem einzelnen Imker die Unterstützung durch den Staat und einen starken Verband zu sichern, stützt die den politischen Zielen nationalsozialistischer Propaganda dienstbar gemachte Werbearbeit des Deutschen Imkerbundes bald den Staat.[76]

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Die Politisierung des Ästhetischen

In der Tat begegnen in Kickhöffels Schriften auch der 20er Jahre bereits Schlüsselwörter der nationalsozialistischen Propaganda, deren appellativer Charakter sich einer heute in der Regel als aufdringlich empfundenen ideologischen Überhöhung bedient. Von der „Nahrungsknechtschaft“ des deutschen Volkes ist da ebenso die pathetische Rede wie von der „wirtschaftlichen Schicksalsaufgabe unseres gegenwärtigen Geschlechtes.“ Diese besteht – mit dem Terminus der „volkswirtschaftlichen Dienstverpflichtung“ belegt, in den Augen Kickhöffels in der ‘Erkämpfung’ der „rechtlichen, wirtschafts- und handelspolitischen Voraussetzungen“ für eine „Bedarfsdeckung des deutschen Volkes an [deutschem] Honig“.[77] Unter Hinweis auf einen damaligen Werbespruch des Deutschen Imkerbundes: „Je mehr deutscher Honig, desto größer die Volksgesundheit“ – einen Slogan, den Kickhöffel am liebsten „an allen Straßen und Plätzen, in den Eisenbahnwagen, in den Schulen und Amtsstuben“[78] prangen sähe – stimmt Kickhöffel den Appell an eine Volkssolidarität an, die im ausschließlichen Kauf des relativ teuren Inlandshonigs durch jeden einzelnen Konsumenten die bewußte Förderung und Stärkung der gesamten deutschen Land- und Volkswirtschaft bewirken soll. „25 Millionen Deutsche finden ihren Tisch täglich nur durch Auslandserzeugnisse gedeckt. Das führt zu einer Nahrungsknechtschaft, die unser Volk endgültig aus der Reihe der selbständigen Völker ausstreichen wird, wenn wir sie nicht abzuwenden verstehen. Darum ist es heute ein nationales Verbrechen, heimische Werte verkümmern zu lassen.“[79] Wiederum fehlt es nicht an Pathos, wenn im „Sein oder Nichtsein“ der deutschen Bienenzucht beispielhaft die „Einzelnot“ als Zeugnis für die „Gesamtnot“ einer kaum noch zu rettenden Bienenzucht und – daran geknüpft – einer autarken deutschen Landwirtschaft gelesen wird.[80]

Und Kickhöffel ist nicht allein. Auch andere Imker der 20er Jahre fallen in die martialischen Appelle seines mit Kriegsjargon gespickten publizistischen Diskurses ein: „Durch Ankauf von deutschem Honig sorgt aber der deutsche Käufer nicht nur für eine Wiederbelebung des heute so sehr darniederliegenden deutschen Honigmarktes und damit für eine Förderung der heute schwer um ihr Bestehen ringenden deutschen Bienenzucht, er bewirkt auch mittelbar eine Steigerung der übrigen landwirtschaftlichen Erzeugung in Deutschland; denn ohne eine blühende deutsche Bienenzucht [...] kann die deutsche Landwirtschaft nicht bestehen. [...] Bei dem Kampfe um das Hochziel: Selbstversorgung Deutschlands aus den Erträgen deutschen Bodens streitet die deutsche Bienenzucht mit an erster Stelle. Deshalb: Dem Deutschen der echte deutsche Honig![81] schleudert beispielsweise Albert Koch seinen Zuhörern entgegen.

„Gelegentlich von Hausfrauennachmittagen, der Veranstaltung von Obst- und Honigmärkten, bei Kochlehrgängen usw. wird sich stets die Möglichkeit ergeben, einen größeren oder kleineren Vortrag über den Verzehr deutschen Honigs zu erlangen. Diese Werbung ist mit keinerlei Kosten [...] verbunden. Ein kleinerer Vortrag wird am zweckmäßigsten Ausführungen über die Güte des deutschen Honigs (keine Beschimpfung des Auslandshonigs!) enthalten, Näheres über die Markenverpackung, über die Gewähr, welche die Ueberwachungsnummer aus den Gewährstreifen der Einheitsgläser gibt, und Aehnliches. [...I]n einem längeren Vortrage kann die Hörerschaft nicht nur für das Erzeugnis der deutschen Imkerei, sondern auch mit dem Herzen für die Imkerei selbst gewonnen werden.“[82] Als „vielleicht die wichtigste Nahrungs-Ergänzung, die dem Menschen überhaupt zur Verfügung steht“ [83], proklamiert der Karlsruher Arzt und Imker Dr. Zaiß (1877-1934) anläßlich eines solchen Vortrags den echten, unverfälschten Honig. „Frauenaufgaben, gewaltige Frauenaufgaben, Hausmutteraufgaben“ seien in der Auswahl der Nahrung zu sehen, aber Frauenaufgaben – wie könnte es anders sein – nicht nur im Dienste der eigenen kleinen Familie. „Kochversäumnisse“ der Hausmutter kommen nach Zaiß offenbar eher dem „nationalen Verbrechen“ gleich, mit dem Karl Hans Kickhöffel eine etwa zu beobachtende Vernachlässigung „heimischer Werte“ brandmarkt: „Die Art und Weise, wie die Hausmutter die Nahrung beschafft und zubereitet, ist wesentlich verantwortlich für das gesunde oder ungesunde Wachstum und die ungestörte oder gestörte Leibes- und Geistestätigkeit der Familie und damit des Volkes.“[84] Auch den Ausführungen des Dr. Zaiß ist somit die charakteristische Wendung abzulesen, die sich der Werbearbeit für deutschen Honig zu Beginn der 30er Jahre vollzieht und den emotionalen Appell an eine individuelle mütterliche Fürsorge – etwa um Breiholz’ „lachendes deutsches Mädchen“ – in die Hypertrophie „völkischer“ Verantwortlichkeit mutieren läßt.

Zaiß’ in einem später in schriftliche Form gebrachten Vortrag Der deutsche Honig und die deutsche Familie dargelegten Gedanken kulminieren im appellativen Charakter des Textschlusses: „Ihr Mütter, Frauen, meint ihr nicht, daß auch in eurer Speisekammer einiger echter Honig jederzeit zur Hand sein sollte?“ Bemerkenswert ist dabei die Sicherheit, mit der Zaiß bereits 1931 immer wieder die Vokabeln von „echt“ und „einheimisch“, sprich ‘deutsch’, aneinander knüpft: „Wem darum zu tun ist, echten, einheimischen Honig zu erhalten, der wird nur solche Lieferungen in betracht ziehen, für deren Echtheit bezüglich Herkunft, Gewinnung und Behandlung sich ein Imker oder ein Imkerverband mit Namen und Ehre haftbar macht.“[85]

Die Werbearbeit des Deutschen Imkerbundes entwickelt sich in eine schwierige Zeit hinein, in der parallel eine schwerwiegende andere Gruppierung für sich zu werben beginnt: Während man in Neumünster/ Holstein gerade die Wettbewerbsbedingungen für das Honigschild ausfeilt, im Dezember 1924, wird Adolf Hitler vorzeitig aus der Festungshaft entlassen, die er nach dem mißglückten Putschversuch der NSDAP am 9. November 1923 fünf Jahre in Landsberg hatte absitzen sollen. Am 27. Februar 1925 gründet sich die zwischenzeitig verbotene NSDAP neu. Das Parteiorgan Der Nationalsozialist titelt in der Nummer 10/11 vom 25. Dezember 1924: „Hitler frei!“ Über diesen Worten, unter dem Zeitungstitel, mittig auf der Seite plaziert, sitzt das Symbol, das bei Festumzügen auf allen Standarten, das riesenhaft zu den Parteitagen, das open air und in den Sitzungssälen, in den Ehrensälen der SA, auf Postkarten und Propaganda-Plakaten prangt: ein Adler, den forschenden Blick über den linken Flügel seiner ausgebreiteten Fittiche gerichtet. Statt auf einem Bienenkorb, doch mit den gleichen markanten Klauen, hockt er auf einem eichblattgefaßten Hakenkreuz.[86]

Daß auch die Nationalsozialisten das Symbol nicht erfunden, sondern nur als besonders passend für sich entdeckt haben, zeigen beispielsweise Plakate und illustrierte Notentitel des namhaften Gestalters Ludwig Hohlwein. Die Verse von Ludwig Bauer: „Flieg’, deutscher Kaiseraar, voran, / Im Sonnenglanze fliege! / Im Frieden zeig’ zum Licht die Bahn, / Im Kampf führ’ uns zum Siege!“ setzt Hohlwein als gekrönten Adler ins Bild. Auch andere Arbeiten Hohlweins belegen, daß die Figur des Adlers bereits im Ersten Weltkrieg eine wichtige propagandistische Funktion erfüllt.[87] Hohlweins Entwürfe zur Zeit des Nationalsozialismus verdeutlichen, daß der Adler hier zum einen als Symbol staatlicher Organe – etwa der Deutschen Reichspost -, zum anderen wiederum als Symbol kriegerischer Aufbruchsstimmung fungiert.[88] (Abb. 4)

Der Imkerbund wählt – und sei’s zunächst nur mangels besserer Entwürfe – einen markant gezeichneten Adler als neues Sinnbild seiner Zunft. Vor dem Hintergrund der oben skizzierten wirtschaftspolitischen Zusammenhänge erscheint das „würdige“ Symbol vielleicht verräterisch, sicherlich aber sehr passend: Perfekt setzt es das schwer zu entwirrende Geflecht von Protektion und Gleichschaltung, von staatlichem Schutz und schließlicher totalitaristischer Überwachung der deutschen Imkerei der 20er und 30er Jahre ins Bild.

Ich möchte – außer dem zeitlichen – keinen Zusammenhang zwischen diesem 1925 ausgewählten Honigschild und dem sehr ähnlichen Emblem der zeitgleich erstarkenden nationalsozialistischen Propaganda suggerieren. Denkbar scheint mir allerdings, daß beide Sinnbilder ein und derselben Verwendung des Symbols entstammen: Bläst doch Rektor Breiholz bei seiner Mobilmachung zur Selbsthilfe-Offensive der Imker durch Einheitsglas, Honigschild und Gewährverschluß mehr als einmal wortwörtlich zum Angriff: “Wir stehen unmittelbar vor dem Angriff. Durchsetzen wollen wir uns mit unserem deutschen Honig gegenüber der ungeheuren Irreführung unseres deutschen Volkes, das nichts weiß von einer Abstufung in der Güte verschiedener Honige, keinen Unterschied kennt zwischen Inland- und Auslandhonig, das in gutem Glauben ‘Honig’ unter allen Umständen für Honig nimmt. Unsere Waffen sind bekannt, doch will ich sie hier noch einmal nennen. [... Wahrzeichen, Honigschild, deutsches Einheitsglas, Werbearbeit, die] unter starker Führung auf die breitesten Schultern gelegt werden [muß]. Das ganze Bundesgebiet muß ein einziges Heerlager werden. Dazu gehört endlich 5. noch ein scharf gegliederter und zuverlässig arbeitender Prüfungs- und Überwachungsdienst. [...] Immer und immer wieder aber muß ich wiederholen, daß wir uns nur dann durchsetzen und behaupten werden, wenn die ganze deutsche Imkerschaft in festgefügter Einheit und Einigkeit geschlossen auf den Schanzen steht.“[89] Die binnen drei Jahren – seit 1922 – um mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder dezimierte Imkerschaft fühlt sich im Kriegszustand. Als symbolischen Ausdruck dessen hat die damalige Leitung der Imkerverbände – sämtlich keine jungen Männer mehr – den Adler kennengelernt: Nicht zuletzt die wiederholte Verwendung des Wortes „Schanze“[90] – eines der Schlüsselwörter des Ersten Weltkrieges – legt Erfahrungen in den Schützengräben dieses Krieges nahe. Die oben erwähnten, zähen und lange stagnierenden Bemühungen um eine staatliche Unterstützung der nebenberuflichen Imkerei erhalten das Gesicht des Stellungskrieges: „Der Krieg ist gekommen [...] Den Honigmarkt müssen wir wieder erobern und dauernd behaupten. Die Vereinigung der deutschen Imkerverbände rüstet sich. Sie will diesen Kampf ehrenvoll führen mit allen verfügbaren und wirksamen Mitteln. Einheitsglas, Einheitsschild, Bürgschaftsverschluß, Überprüfungs- und Überwachungsdienst und eine ausgedehnte Werbearbeit sind ihre Waffen. Mit diesen Waffen wird ihr aber nur ein Sieg beschieden sein, wenn sie bestimmt darauf rechnen darf, daß ihre Mannschaften restlos unbedingt zur Fahne stehen. Wer will es vor Mit- und Nachwelt verantworten, in diesem Kampf nicht seinen Mann gestanden zu haben?“ agitiert Breiholz unter der Überschrift „Die Lage ist ernst, wir rüsten zum Kampf“ im Juniheft 1925 der Märkischen Bienen-Zeitung[91] im direkten Kontext der Bekanntgabe der Ergebnisse des Honigschild-Wettbewerbs.

Wenn es stimmt, daß Markenzeichen als „ästhetische Abstraktion der Ware“ anzusehen sind,[92] daß die Neuartigkeit der gestalteten Verpackungen seit der Jahrhundertwende in der „geistvolle[n] Versinnbildlichung und damit Veranschaulichung des Inhalts oder des sich mit dem Inhalt identifizierenden Bildgegenstandes“ liegt,[93] dann hat neben der politischen Ausrichtung einiger ‘Honig-Krieger’ die Wahl des semantisch so eindeutigen, politisch bald so verfänglichen Adler-Symbols der Funktionalisierung imkerlicher Arbeit im Rahmen einer nationalsozialistischen Blut- und Bodenpropaganda zweifellos Vorschub geleistet. Spannend zu sehen jedenfalls, wie ein harmlos unter gestalterischer Fragestellung angegangenes Thema der 20er Jahre unversehens ins Dickicht der unabgeschlossenen und wohl auch unabschließbaren Historiker-Debatte um mögliche Modernisierungs-Tendenzen der NS-Zeit führt: Avancierte Gestaltung geht hier scheinbar bruchlos mit borniertestem Nationalismus Hand in Hand, ausgefuchst-fortschrittliche Werbepsychologie findet sich mit wirtschaftlich schon damals rückschrittlichen Autarkie-Bestrebungen fast unlösbar verwoben. Was wir heute durchaus gegensätzlichen Denk-Kulturen zuzuordnen gewohnt sind, liegt im Aufschwung und Umbruch der „Golden Twenties“ in einem Kopf eng beieinander. Jede Schwarz-Weiß-Malerei einer moralisiserenden Geschichtsbetrachtungmuß in die Grautöne einer adäquaten Beurteilung überführt werden.

Den Anstoß zur oben referierten Recherche-Arbeit gab mir im Dezember 1996 Herr Prof. Dr. Siegfried Gronert für das im Wintersemester 1996/97 von Herrn Professor Herbert Wentscher und Herrn Professor Dr. Karl Schawelka betreute Projekt „Kunst-Honig“ an der Bauhaus-Universität. Aufgrund der Brisanz der wirtschaftspolitischen Thematik, auf die die damalige erste Fassung des vorliegenden Aufsatzes den Schwerpunkt legte, konnte der Text im Katalog des „Kunst-Honig“-Projektes nicht erscheinen.

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[1]Breiholz – Wildemann: Sitzungsschrift der Außerordentlichen Vertreterversammlung der Vereinigung der deutschen Imkerverbände, in: Bienenzeitung für Schleswig-Holstein 1925, S. 158-160, künftig zitiert: Sitzungsschrift Weimar; S. 158.

[2][Detlef] Breiholz, Ein Wort an alle, in: Leipziger Bienenzeitung 1925, S. 53f, künftig zitiert: Breiholz, Ein Wort an alle; S.53.

[3]“Das Musterglas der Vereinigung, das den Verbänden zur Prüfung zugegangen ist, wird als in der Form geeignet angenommen“ (Sitzungsschrift Weimar; S. 159).

[4]Geplant war die mögliche Nutzung des Einheitsglases bereits im Herbst 1925: „Eine Fabrik soll vom Vorstande mit der Anfertigung der Gläser schnellstens beauftragt werden, sodaß sie möglichst noch für die Herbsternte zur Verwendung kommen können.“ (ebd; Hervorhebung im Original). Anfang 1926 wird die Lieferbarkeit für den Monat März desselben Jahres angekündigt ([Detlef] Breiholz, Zur Lage, in: Bienenwirtschaftliches Zentralblatt 1926, S. 58-60, künfitg zitiert: Breiholz, Zur Lage; S. 59).

[5]Vgl. M[ax] Kuntzsch, Imkerfragen. Sechste, vollständig neubearbeitete Auflage mit 137 Abbildungen. Bearbeitet von W[ilhelm] Harney. Bearbeitung des 3. Teiles ‘Imkerpolitische Fragen’ von K[arl] H[ans] Kickhöffel, Potsdam: Verlag Edmund Stein GmbH o.J. [1937], künftig zitiert: Kuntzsch, Imkerfragen; S. 406.

[6]Breiholz, Zur Lage, S. 58f. Die Preise sind an die Abnahme von mindestens 200 Gläsern gebunden.

[7]Für diese Informationen danke ich Frau Irmgard Tietgen, die dieses Wissen aus ihrer persönlichen Bekanntschaft mit Herrn Wahle und dessen Tochter, Frau Christel Petersen-Wahle, bezieht. Zu den Zahlenangaben vgl. [Detlef] Breiholz, Achtung!, in: Leipziger Bienenzeitung 1926, S. 25f., künftig zitiert: Breiholz, Achtung!, S. 26.

[8][Detlef] Breiholz, An unsere Orts- und Bezirksvereine, in: Bienenwirtschaftliches Zentralblatt 1926, S. 187-191, künftig zitiert: Breiholz, An unsere Orts- und Bezirksvereine; S. 190.

[9]Festpreise sind für die verschiedenen Honige nicht festzulegen, da die Qualität sehr stark schwanken kann. Als Richtpreise, die nicht zu unterschreiten sind, gibt die Leipziger Bienen-Zeitung im Januar 1925 (S. 44) folgende Werte an: Schleuderhonig 2 M bis 2,25 M; Wabenhonig 2,80 M bis 4 M (Preise jeweils für 1 Pfund). Die Anhaltspunkte im Oktoberheft 1926 des Bienenwirtschaftlichen Zentralblatts liegen etwas niedriger: Scheibenhonig 1. Sorte 2 M bis 2,50 M; Scheibenhonig 2. Sorte 1,80 M; Schleuderhonig 1,50 M bis 1,60 M; Leckhonig 1,20 M bis 1,50 M.

[10]Vgl. Eugen Leitherer – Hans Wichmann, Reiz und Hülle. Gestaltete Warenverpackungen des 19. und 20. Jahrhunderts, Basel 1987, künftig zitiert: Leitherer – Wichmann, Warenverpackungen; S. 144.

[11]Ebd. S. 178.

[12]Ebd. S. 146.

[13]Vgl. Irmgard Tietgen, Unser Honigglas – 70 Jahre alt!, in: Die Neue Bienenzucht S. 160f und S. 206f, künftig zitert: Tietgen, Honigglas, S. 160.

[14]Kuntzsch, Imkerfragen, S. 272f, Hervorhebung im Original durch Sperrung.

[15]Zur Entwicklung der Warenverpackungen vgl. allgemein Leitherer – Wichmann, Warenverpackungen; hier insbes. den von Hans Wichmann verfaßten zweiten Teil: Warenverpackungen unter formalen und graphischen Aspekten, S. 140ff.

[16]Maßangaben bezogen auf das am häufigsten verwendete 1-Pfund-Glas.

[17]Vgl. O[tto] Brückner, Das Wahrzeichen des Deutschen Imkerbundes, in : Leipziger Bienenzeitung 1926, S. 110f., künftig zitiert: Brückner, Wahrzeichen; S. 111.

[18]Vgl. Kuntzsch, Imkerfragen; S. 405f.

[19]Dr. Erich Schieferstein, Das Einheitsglas wird 70!, in: D.I.B. aktuell 3/1995, S. 2f, S. 2.

[20]Weder Frau Dr. Doris Kull, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Imkerbundes, noch die Wahle-Erbin, noch Frau Irmgard Tietgen, die sich als Mitglied des Schleswig-Holsteiner Imkerverbandes bereits näher mit dem Prozeß der Einführung des Einheitsglases befaßt hat, konnten mir eine Auskunft geben, die über die unpräzisen Angaben aus den Fachzeitschriften der Jahre 1925/26 hinausgegangen wäre. Ich möchte dennoch allen Genannten an dieser Stelle für Ihre Gesprächsbereitschaft danken.

[21]Vgl. Ordentliche Vertreterversammlung in Gera (Heinrichsbrücke), 31. Juli 1925. Sitzungsschrift, in: Märkische Bienen-Zeitung 1925, S. 164f., künftig zitiert: Sitzungsschrift Gera; zu 7.

[22]“Ein Preßglas muß es sein“, präzisiert Detlef Breiholz in seinem Referat der Beschlüsse vom 4.6.1925 in: Leipziger Bienenzeitung 1926, S. 156f, S. 156.

[23]Diese Prägung findet sich auf den heute erhältlichen Einheitsgläsern nicht. Die Füllmenge steht auf dem Etikett.

[24]Sitzungsschrift Weimar, S. 159.

[25]Fr[iedrich] Th[eodor] Otto, Das Honigbuch. Die Gewinnung, Behandlung und Bewertung des Honigs, Leipzig: Verlag der Leipziger Bienenzeitung o.J. [1932], künftig zitiert: Otto, Honigbuch; S. 67.

[26]Vgl. Kuntzsch, Imkerfragen; S. 406.

[27]Otto, Honigbuch, S. 67.

[28]Kuntzsch, Imkerfragen, S. 272.

[29]Otto, Honigbuch, S. 69.

[30]Ebd. S. 67.

[31]Vgl. ebd.

[32]Ebd.

[33]Aus der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 27. und 28. Dezember 1924 in Halle, in: Märkische Bienen-Zeitung 1925, S. 23f., künftig zitiert: Sitzungsschrift Halle; S. 24.

[34]Sitzungsschrift Weimar, S. 159.

[35]Breiholz, An unsere Orts- und Bezirksvereine, S. 190.

[36]Breiholz zu den Beschlüssen von Weimar, in: Leipziger Bienenzeitung 1926, S. 156.

[37]Ebd. S. 157.

[38]Die Höhe der Preise ist vor dem Hintergrund einzuschätzen, daß der Jahresbeitrag für Mitglieder des Imkerbundes bei 25 Pfennig liegt und die jährliche Aufwandsentschädigung für Breiholz, der 1925 in Pension geht, um sich ganz der Arbeit als Vorsitzender der Imkervereinigung widmen zu können, für 1925 2500 Mark beträgt. (Vgl. Sitzungsschrift Gera, S. 165f. sowie zur vita von Detlef Breiholz Erich Schwärzel, Durch sie wurden wir. Biographie der Großmeister und Förderer der Bienenzucht im deutschsprachigen Raum, Gießen 1985, künftig zitiert: Schwärzel, Biographie.)

[39][Detlef] Breiholz, Deutsches Honigschild, in: Bienenwirtschaftliches Zentralblatt 1924, S. 298, künftig zitiert: Preisausschreiben.

[40]Vgl. Märkische Bienen-Zeitung 1925, S. 3 und, identisch, Leipziger Bienenzeitung 1925, S. 23f. Die Herkunftsbezeichnungen der Juroren könnten die Vermutung nahelegen, daß man sich um eine – möglicherweise auch hinsichtlich der Konfession relevante – Nord-Süd-Parität bemühte.

[41]Vgl. Beurteilung der Entwürfe zur Gewinnung eines deutschen Honigschildes, in: Leipziger Bienenzeitung 1925, S. 149f., S. 150 sowie, verkürzt, Märkische Bienen-Zeitung 1925, S. 99. Hervorhebung im Original durch Sperrung.

[42]Vgl. Die Biene 1926, S. 139 sowie Märkische Bienen-Zeitung 1926, S. 115.

[43]Sitzungsschrift Gera, zu 7.

[44]Vgl. Brückner, Wahrzeichen. Diesem Text sind sämtliche Zitate des Abschnitts entnommen. Hervorhebungen im Original durch Sperrung.

[45]Daß das Motiv an sich natürlich nicht neu ist, wird unten ausgeführt werden.

[46]Obwohl die Mitgliederzahlen der Deutschen Imkerverbände (seit der Geraer Versammlung im Juli 1925: Deutscher Imkerbund) zwischen 1922 und 1925 von 238.466 dramatisch auf 105.000 zurückgegangen sind (Vgl. Tietgen, Honigglas, S. 160), stellen solche Zahlen zweifellos eine große Vereinigung dar.

[47]Brückner, Wahrzeichen, S. 111.

[48]Vgl. Heinrich Lausberg, Elemente der literarischen Rhetorik, München ²1963.

[49]Dirk Reinhardt, Von der Reklame zum Marketing. Geschichte der Wirtschaftswerbung in Deutschland, Berlin 1993, S. 445.

[50]Leitherer – Wichmann, Warenverpackungen, S. 151.

[51]Breiholz, , An unsere Orts- und Bezirksvereine, in: Bienenwirtschaftliches Zentralblatt 1926, S. 218f, künftig zitiert: Breiholz, Werbemittel; S. 218.

[52]Sitzungsschrift Weimar, S. 158f

[53]Schwärzel, Biographie, S. 230.

[54]Karl Hans Kickhöffel, Die Deutsche Bienenzucht. Abriß ihrer rechtlichen, wirtschaftlichen, handels- und vereinspolitischen Grundlage, Neumünster/ Holstein 1927, künftig zitiert: Kickhöffel, Bienenzucht; S. 64, Hervorhebung im Original durch Sperrung.

[55]Ebd., S. 89.

[56]Schwärzel, Biographie. Die Formulierung Schwärzels legt die Vermutung nahe, daß unter der Ägide Kickhöffels der Deutsche Imkerbund am 4./5. August 1934 als Reichsfachgruppe Imker des Reichsverbandes Deutscher Kleintierzüchter gleichgeschaltet wird – das Schicksal der weitaus meisten vergleichbaren Vereine und Organisationen im „3. Reich“. Die Frage konnte bei den Recherchen für diesen Aufsatz nicht weiter überprüft werden. Ebenfalls gehört es nicht ins Blickfeld der vorliegenden Untersuchung, sich mit der Aufarbeitung der Gleichschaltung in deutschen Imkerkreisen nach 1945 näher zu befassen. Dennoch fällt auf, daß in der offiziellen Selbstdarstellung Wir über uns des Deutschen Imkerbundes noch 1996 für „Gleichschaltung“ beschönigend „Einfügung“ formuliert wird (ebd. S. 22).

[57]Vgl. Kuntzsch, Imkerfragen, S. 404f.

[58]Kickhöffel, Bienenzucht, S. 7.

[59]Vgl. Tietgen, Honigglas, S. 160.

[60]Sitzungsschrift Weimar, S. 160.

[61]Breiholz, Werbemittel, S. 219. Leider konnte ich keine Abbildung des Einwicklers finden.

[62]Ebd.

[63]Breiholz, Zur Lage, S. 59, Hervorhebung im Original durch Sperrung.

[64]Vereinigung der deutschen Imkerverbände. Aus der Arbeit, in: Märkische Bienen-Zeitung 1925, S.62f, S. 63.

[65]K[arl] H[ans] Kickhöffel und Dr. K[arl]-[Heinz] Kikisch, Wie setzt der deutsche Imker seinen Honig ab? Berlin 1933, künftig zitiert: Kickhöffel – Kikisch, Honig; S. 64f. Hervorhebung im Original durchSperrung.

[66]Ebd. S. 65f. – Vergessen wir nicht, daß sich der Schritt von „Kauft deutsche Ware“ zu „Kauft nicht bei Juden“ – den konstruiert nicht-deutschen Deutschen – vor 60 Jahren als fatal klein erwiesen hat.

[67]Kickhöffel – Kikisch, Honig, S. 65.

[68]Ebd., S. 77 werden Möglichkeiten diskutiert, Kostproben von Honig zu Werbezwecken abzugeben.
„Einheitshonigzwerggläser“ sind zu teuer, ebenso wie bestrichene Brote. Kickhöffel/Kikisch machen auf fingerhutgroße Waffeln aufmerksam, die man mit „7 Gramm Honig“ füllt und auf einem Tablett herumreichen soll. Die Waffeln sind bezahlbar: 1000 Stück kosten 4 RM.

[69]Otto, Honigbuch, S. 66.

[70]Kuntzsch, Imkerfragen, S. 272.

[71]Otto, Honigbuch, S. 73.

[72]Zum Thema der faschistischen Ästhetisierung des Politischen vgl. zuerst Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, in: Gesammelte Schriften, I.2, hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser, Frankfurt a.M. 1980, S. 471-508, S. 503ff.

[73]Breiholz, An unsere Orts- und Bezirksvereine; S. 191.

[74]Kickhöffel, Bienenzucht, S. 38.

[75]Ebd.

[76]“Im Rahmen der Agrarwerbung paßt die Werbung der deutschen Bienenzucht sich den Regierungszielen an und wirbt so für diese.“ Kickhöffel – Kikisch, Honig, S. 67.

[77]Kickhöffel: Bienenzucht, S. 19, Hervorhebung im Original durch Sperrung.

[78]Ebd. S. 14.

[79]Ebd. S. 7, Hervorhebung im Original durch Sperrung.

[80]Ebd., S. 3-5. Damals wie heute übrigens stammt nur etwa ein Viertel des in Deutschland verzehrten Honigs aus Deutschland selber (Vgl. Deutscher Imkerbund e.V. (Hg.) Wir über uns, Wachtberg 1996, S. 9).

[81]Albert Koch, Der deutsche Honig. Seine Entstehung, sein chemischer Aufbau, seine Gewinnung und Behandlung, seine Bedeutung als Nahrungs-, Genuß- und Heilmittel, Neumünster/ Holstein 1927 [= Schriftenreihe des Deutschen Imkerbundes Nr. 2] S. 43. Hervorhebungen im Original durch Sperrung. Der Satz „Dem Deutschen der echte deutsche Honig“ ist gefettet und zentriert abgesetzt und bildet den Schluß des gesamten, aus einem Vortrag ausgearbeiteten Textes.

[82]Kickhöffel – Kikisch, Honig, S. 75f.

[83]Dr. Zaiß, Der Wert des Honigs, Heiligkreuzsteinach 1931 [= ABC der Bienenwirtschaft 1] S. 4.

[84]Ebd.

[85]Ebd., S. 24.

[86] Rudolf Herz, Hoffmann & Hitler. Fotografie als Medium des Führermythos, Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, im Deutschen Historischen Museum Berlin und im historischen Museum Saar Saarbrücken, München 1994. Titelseite Der Nationalsozialist 10/11 Dez.1924 s. S. 97. Ebenso ist der 1925 ins Leben gerufene Illustrierte Beobachter zunächst gestaltet, vgl. ebd, S. 339-347 u.ö. Ehrensaal der SA in einer Fotografie von 1927 ebd. S. 50, Standarten S. 144, S. 180, S. 188 u.ö., in öffentlichen Kundgebungen ebd. S. 236, S. 239 mit der Bildunterschrift „Unter den Fittichen des ewigen Adlers“, S. 296f.

[87]Ludig Hohlwein 1874-1949. Kunstgewerbe und Reklamekunst, hg. von Volker Duvigneau und Norbert Götz, Katalog zur Ausstellung im Münchner Stadtmuseum, München 1996, künftig zitiert: Hohlwein-Katalog. Vgl. z.B. S. 186: Heraus! Alldeutsche Söhne! Ein deutscher Sang zu Trutz und Trost von Max Zerbst. Musik von Gustav Drechsel, Notentitelgestaltung 1914. Ebd. auch die Illustration zu Ludwig Bauer. Für den Hinweis auf diesen Katalog danke ich Herrn Prof. Dr. Siegfried Gronert.

Interessant ist an dieser Stelle ein Blick in das Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte zum Stichwort „Adler“ im ersten Band: 1937 erschienen, verbreitet sich das Nachschlagewerk nur über die Symbolik des Adlers in Bibel, mittelalterlicher Theologie und Sakralarchitektur: Die zeitgenössische Funktion des Adlers wird offenbar nicht als Kunst, sondern – davon abgelöst – als Politik wahrgenommen. Vgl. Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, hg. von Otto Schmitt, I. Band, Stuttgart 1937, Sp. 172ff.

[88]Hohlwein-Katalog S. 205, S. 247, S. 254 u.ö.

[89]Breiholz, Achtung!, S. 25f. Hervorhebung im Original durch Sperrung.

[90]Vgl. auch Vereinigung der deutschen Imkerverbände. Aus der Arbeit, in: Märkische Bienen-Zeitung 1925, S.62f, S. 63.

[91]S. 99f. Vgl. im selben Stil Breiholz, An unsere Orts- und Bezirksvereine; S. 187.

[92]Wolfgang Fritz Haug, Kritik der Warenästhetik, Frankfurt/ Main 1971, zit. in Eva Heller, Wie Werbung wirkt: Theorien und Tatsachen, Frankfurt/ Main 1984, S. 79.

[93]Leitherer – Wichmann, Warenverpackungen, S. 149.